Persönlich – Zu Besuch bei Ronnie Ambauen
Am 1. Januar 2011, das Datum weiss
Ambauen noch genau, zog er ins heutige
Atelier. Alleine, bloss mit Laptop
und Telefon. «Vorher war hier ein
Gemüseladen», sagt er, deutet auf die
grossen Schaufenster, den schwarzweissen
Steinboden. «Mit dem Bürostandort
wollten wir zur Belebung des
Zentrums beitragen. Es stehen immer
mehr Ladenflächen leer, diese muss
man anders nutzen», sagt Ambauen.
«Es ist also quasi ein Experiment an
uns selbst.» Ein bislang erfolgreiches:
Unter den Augen der Passanten und
der Leitung von Ambauen arbeitet
hier heute ein zehnköpfiges Team.
Stadtpräsidium: Ja oder Nein?
Der Architekt arbeitet nicht nur im
Hafenstädtchen, er wohnt auch nach
wie vor dort, mit seiner Partnerin, die
ebenfalls für «Carlos Martinez Architekten
» arbeitet. Weg habe es ihn nie
gezogen, sagt er. Denn da ist nicht
nur Ambauen, der Architekt. Da ist
auch noch Ambauen, der Lokalpolitiker.
«Und Politik bindet an einen
Ort.» Zu dieser kam er schon früh. Bereits
als Jugendlicher hatte er begonnen,
sich für das Leben in Rorschach
zu engagieren: Ambauen war Mitinitiant
und Mitbetreiber des «Hafenbuffet
», welches sich damals weit über die
Stadtgrenzen hinaus einen Namen als
Kulturinstitution gemacht hatte. «Wir
wollten nicht immer nach St.Gallen
FHS ALUMNI
Die Ehemaligen-Organisation der
FHS St.Gallen ist ein wachsendes
Netzwerk von 3’000 aktiven
Mitgliedern sowie Studierenden-Mitgliedern.
Ehemalige und aktuelle
Studierende bleiben untereinander
und mit der Hochschule
verbunden. Kontakte pflegen und
neue knüpfen, innerhalb des eigenen
Fachbereichs sowie interdisziplinär:
Socializing ist bei Alumni-
Veranstaltungen sowie beim
grössten
und öffentlichen Anlass,
dem Networking-Tag, möglich.
Auf den Social-Media-Plattformen
Xing, LinkedIn, Facebook und Instagram
finden sich unter «FHS
Alumni» spannende News rund
um das Ehemaligen-Netzwerk.
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fahren, sondern die Welt nach Rorschach
holen», erinnert er sich.
Mit 23 Jahren wurde Ambauen, der
Seebub und Ruderer, von einem Senior
des Seeclubs Rorschach und damaligen
FDP-Parteipräsidenten gefragt,
ob er nicht für den Gemeinderat
kandidieren wolle. Er wollte, wurde
gewählt und hat mit der Politik seither
nicht aufgehört. Heute ist er als Rorschacher
FDP-Stadtrat verantwortlich
für Kultur, Sport und Tourismus. Und
er ist Stellvertreter von Stadtpräsident
Thomas Müller, der unlängst seinen
Rücktritt per Ende 2019 bekanntgegeben
hat. Wird Ambauen, der
Stadtrat, bald zu Ambauen, dem
Stadtpräsidenten? Er zögert, lacht,
schüttelt den Kopf, überlegt, lächelt,
sagt dann: «Ich sage nicht Nein, ich
sage aber auch nicht Ja.» Stadtpräsident
sei ein Vollzeit-Job, das würde bedeuten,
die Architektur aufzugeben.
«Und grundsätzlich müssen in der
Politik die Umstände immer passen.
Auf Biegen und Brechen geht nichts.
Man muss dann eine Chance ergreifen,
wenn sie sich bietet.»
Kein FDPler aus dem Bilderbuch
Würde Ambauen tatsächlich einst
Stadtpräsident, würde Rorschach erstmals
seit 1984 wieder von einem Freisinnigen
präsidiert. Wobei Ambauen
kein FDPler aus dem Bilderbuch
ist, sich selbst als
«gesellschafts- und
nicht als wirtschaftsliberal» bezeichnet:
«Die FDP hat ein breites Spektrum,
für mich stimmt es in dieser
Partei.» Dennoch werde er immer
wieder darauf angesprochen, weshalb
er überhaupt in der FDP sei.
Und einmal, da verunmöglichte ihm
die Parteimitgliedschaft fast einen der
Gigs seines Lebens – Ambauen, der
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SUBSTANZ
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