4 Diskussionen erlebt. Besonders
eindrücklich war die Botschaft
des Astronauten Claude Nicollier.
Er sieht unsere Erde als fragilen
Planeten und mahnt: Wir alle stehen
in der Verantwortung für die
Zukunft der nach uns kommenden
Generationen. Spannend waren
auch die unterschiedlichen
Positionen der Podiumsteilnehmenden
zur Frage der Funktion
der Älteren in der Gesamtgesellschaft.
Teilgenommen haben die
ehemalige Bundesrätin und heutige
Präsidentin der Pro Senectute
Schweiz, Evelyne Widmer-Schlumpf,
der Sozialwissenschafter Walter
Schmid, der SSR–Vertreters Lukas
Bäumle und die junge Stände-
rätin Liza Mazzone.
In ihrem Referat führte uns Professorin
Astrid Stückelberger die
vielfältigen Chancen vor Augen,
welche die Künstliche Intelligenz
gerade für uns Ältere bietet: neues
Wissen, medizinische Betreuung,
Kontakte mit Familien und Freunden
rund um den Globus. Damit
alle davon profitieren können,
braucht es kluge Rahmenbedingungen
und wirtschaftliche
Sicherheit.
Bezüglich der Renten-Sicherheit
konnte uns der stellvertretende
Direktor des BSV, Bruno Parnisari,
beruhigen: Unser Vorsorgesystem
ist insgesamt stabil.
Auch das Thema Altersdiskriminierung
kam zur Sprache, illustriert
mit Beispielen aus Medien,
Politik und Alltag. Die Präsidentin
der Gerontologischen Gesellschaft,
Prof. Delphine Roulet
Schwab, rief zu einer Politik der
Bientraitance auf und Karl Vögeli
als Vertreter der «Allianz gegen
Altersdiskriminierung» gab die
Lancierung einer entsprechenden
Initiative bekannt. (Zum Verständnis:
«Bientraitance» meint
die gute Praxis zur Sicherung der
Interessen und Rechte von Kindern
und älteren Menschen/Red.)
Der Bogen, der die Alterspolitik
überspannt, ist weit und breit sind
auch die Themen, denen wir uns
als Ältere zu stellen haben. – Darum
braucht es aktive Seniorinnen
und Senioren, die sich in diesem
Sinne einsetzen. Darum braucht es
den Schweizerischen Seniorenrat.
Seniorweb: Bekanntlich gibt es
unter den Älteren zwei Generat-
ionen, das sogenannte dritte und
vierte Alter. Unter den Frischpensionierten
im dritten Alter
sind viele topfit. Könnten sich
diese nicht vermehrt in der
Freiwilligenarbeit zu Gunsten
der Hochaltrigen, zum Beispiel
in Vereinen und in der Nachbarschaft,
einsetzen?
Bea Heim: Das tun viele bereits
jetzt, sei es im Fahr- und Mahl-
zeitendienst, durch Besuche in
Altersheimen und Begleitung auf
Ausflügen. Was rüstige Seniorinnen
und Senioren leisten, ist bewundernswert.
Einen geliebten
Menschen mit Demenz zu begleiten,
stellt eine enorme Herausforderung
dar. Die Angehörigen-Betreuung
insgesamt ist der grösste
Pflegedienst des Landes, nur ist
man sich dessen kaum bewusst.
Seniorweb: Die Pensionierten
haben auch eine bedeutende gesellschaftliche
Verantwortung
für jüngere Generationen, die sie
etwa als Grosseltern oder als
Klima-SeniorInnen wahrnehmen.
Reicht das oder sehen Sie
noch weitere gemeinnützige
Aktivitäten der Älteren gegenüber
den Jüngeren?
Bea Heim: Die Generationensolidarität
ist ein hoher gesellschaft-
licher Wert. Gerade darum engagieren
sich viele Ältere, sei es in
der Nachbarschaftshilfe, in der
Beratung von Jungunternehmen
oder in der Entlastung junger
Familien, indem sie die Kinder
hüten und so für eine bessere Vereinbarkeit
von Familie und Beruf
sorgen. Es sind Leistungen, die der
Gesellschaft Milliarden an Kosten
einsparen. Es wäre an der Zeit,
dass Politik und Allgemeinheit
sich dessen vermehrt bewusst
würden.
Insgesamt geht unsere Alterspolitik
noch immer von einem überholten
defizitären Altersbild aus.
Vonnöten ist eine langfristige, generationenverträgliche
Politik, die
alte Menschen nicht ausgrenzt
und entmündigt, sondern mit
Respekt anerkennt, dass die vielen
Aufgaben, die sie erfüllen,
wertvollen Nutzen für alle stiften.
Es braucht einen solidarischen
Schulterschluss von Alt und Jung!
Ruth Dreifuss, Bea Heim, vielen
Dank für das Gespräch. Das Gespräch
führte Beat Steiger.
Website des Schweizerischen
Seniorenrats: https://ssr-csa.ch
Vgl. auch: https://seniorweb.
ch/2021/10/08/keine-ausgrenzung
sondern-volle-wertschaetzung/
Danke an seniorweb für
das Recht, diesen Jubiläums-
bericht samt Interviews zu
veröffentlichen.
/ssr-csa.ch