UFS-Bulletin April 2021
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Landwirtschaft am Scheideweg
Landwirtschaft und Ernährung sind miteinander verbunden, wie
die Landwirt*innen und ihre Kundschaft. Die Produktion kann
nicht abgekoppelt von der Verwertung oder Vermarktung der
Produkte betrachtet werden. Die inländische Landwirtschaft soll
massgeblich zur Ernährungs- und Versorgungssicherheit beitragen.
Schön und gut! Aber zu welchen Bedingungen, unter welchen Voraussetzungen?
Welchen Preis sind wir bereit dafür zu bezahlen?
Die Urproduktion hat es nicht leicht im Hochpreisland Schweiz.
Die Auflagen sind immens, die Vorschriften gleichen einem undurchdringlichen
Paragraphen-Dschungel. Auf der anderen Seite
stehen die Konsument*innen, die hohe, oft auch widersprüchliche
Ansprüche stellen. Der Apfel soll biologisch produziert werden,
aber bitte auch appetitlich und schön aussehen. Wir, die im
Migros oder Coop einkaufen, hätten ungeahnte Macht. Nur sind
wir uns dessen zu wenig bewusst, oder entscheiden uns vor dem
Einkaufsregal dann eben doch für den makellosen Apfel.
Diese «Schizophrenie» lässt sich nicht leicht auflösen. Festzustellen
ist aber doch ein gewisser Sinneswandel. Gerade die junge
Generation macht Mut, nährt Hoffnung. Bioprodukte erleben ein
Hoch, auch wenn auf relativ bescheidenem Niveau (Marktanteil
der Bioartikel liegt bei ca. 11 Prozent gemäss www.bio-suisse.
ch). Bioprodukte sind teurer, aber seien wir ehrlich, die meisten
von uns könnten es sich leisten. Trotzdem dürfte es unrealistisch
sein, den Markt mit 100% Bioprodukten abdecken zu wollen,
zumindest mittelfristig. Aber: Die Erwartungshaltung der Konsumierenden
ist gestiegen, auch was die Produktion betrifft. Die
positiven Leistungen der hiesigen Landwirtschaft bezüglich Landschaftspflege,
Versorgungssicherheit, einheimischer Produktion
usw. werden zunehmend kritisch beäugt.
Die Landwirtschaft wird nicht um eine Ökologisierung herumkommen.
Boden und Grundwasser sind unsere Lebensgrundlagen.
Die Stimmbürger*innen haben sich in den Abstimmungen
vergangener Jahre immer wieder für deren Schutz ausgesprochen.
Hier braucht es klare und ehrlich gemeinte Bekenntnisse
seitens der Verantwortlichen. Ansonsten läuft die Landwirtschaft
Gefahr, ihren guten Ruf zu verspielen. Wenn man sich die Sprachrohre
der Landwirtschaftspolitik anhört, gerät man in Zweifel, ob
sie die Zeichen der Zeit bzw. den Meinungswandel in der zunehmend
städtisch geprägten Bevölkerung erkannt haben.
Die Geschichte hat uns aber auch gelehrt, dass es nicht ganz
ohne staatliche Interventionen gehen wird. Eigenverantwortung
und Liberalismus in Ehren; bei Umweltthemen stossen diese sehr
unterstützungswürdigen «Postulate» an ihre Grenzen. Vielleicht
braucht es auch einen Warnschuss vor den Pflug bzw. Bug, damit
Bewegung in die Sache kommt und Lippenbekenntnisse in aktive
Handlungen umgemünzt werden (z.B. betreffend Pestizideinsatz)...
Raphael Lüchinger
Präsident UFS, Leiter Arbeitsgruppe Forst- und Landwirtschaft
INHALT
Seite 2 | 3
Essen oder nicht essen, das ist hier die Frage
Wie geht umweltfreundliche Ernährung?
Ist urbane Nahrungsmittelproduktion die Lösung?
Seite 4 | 5
Bio oder nicht Bio, das ist hier die Frage
Wo ist der Weg zwischen rentabler
und ökologischer Produktion?
Ist Bio-Landwirtschaft die Agrarzukunft der Schweiz?
Seite 6 | 7
Kaufen oder nicht kaufen, das ist hier die Frage
Was meint Migros mit «Generation M»?
Was steht hinter dem Programm
«Taten statt Worte» von Coop?
Seite 8
Landwirtschaft ist Politik ist Landwirtschaft
Pestizidinitiative – Trinkwasserinitiative
Veranstaltungsagenda
Kernobst ׀ 20 x
Mittlere Anzahl Interventionen mit
Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz für
verschiedene Kulturgruppen pro Jahr
(Agrarforschung Schweiz 6: 48-55, 2015)
Reben ׀ 10 x
Kartoffeln ׀ 9 x
Zuckerrüben ׀ 6 x
Raps ׀ 5 x
Mais ׀ 2 x
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