
Kolumne 7
Die elektronische Steuererklärung –
Fluch oder Segen?
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist…
Gemeint ist nicht der Kaiser aus
Goldach, der Renato Kaiser, der
Kabarettist, nein, auch nicht der
Gemperli-Gemeindekaiser, nein,
der Fiskus.
Sollen wir als Rentnergeneration
nun auch noch auf den Trend aufspringen
und alle Unterlagen
elektronisch dem Steueramt einreichen?
39% sollen diese Dienstleistung
im Kanton St. Gallen
schon nutzen und sie seien dafür
dankbar. Ja, klar. Man muss die
Personalien nicht jedes Mal neu
eintragen und sagen, wie man
heisst, wer der Ehepartner ist und
wann er geboren ist, wo man
wohnt und ob man Kinder zu versorgen
hat. Auch ob man einer
Konfession angehörig ist oder
nicht und welcher, erscheint automatisch
auf dem neuen Formular.
Alles wird vom letzten Jahr übernommen.
Nur die Einkünfte, die könnten ja
höher sein als im vorigen Jahr. Das
muss genau eingetragen werden
und belegt werden. Vielleicht hat
es sogar Zinsen von Fr. 4.05 gegeben.
Auch das muss genauestens
eingetragen werden. Dass bei
Hausbesitzern der Eigenmietwert
alle 10 Jahre weit höher ist,
schenkt beim Einkommen gehörig
ein. Man bekommt kein Geld,
aber man versteuert den Wert des
Eigenheims immer höher, auch
wenn man davon als Bewohner
gar nichts merkt. Es sind immer
noch die gleichen Zimmer, vielleicht
sogar weniger gebraucht
als früher mit den Kindern.
Auch was man in die 3. Säule einzahlt,
kann man eintragen und
das reduziert bekanntlich die
Steuern. Eh, wir sind ja im Rentenalter.
Da gibt es keine Abzüge
mehr. Nur wenn man nichts hat,
stört einen das nicht. Ja, die Steuern
sind schliesslich gemäss
Fähigkeit Steuern zu zahlen an-
gelegt. Wo nichts ist, kann nichts
geholt werden. Aber auch das
muss man deklarieren.
Fehler kann man fast nicht mehr
machen. Das elektronische System
weist uns nämlich sofort auf
die Mängel hin. Mit gelber Farbe
und Ausrufezeichen. Das kann
man nicht übersehen.
Schwieriger ist es, jeweils wieder
die richtige Anleitung zu öffnen,
wenn man etwas nicht weiss und
nachlesen muss.
Aber es gibt ja das Telefon. Das
Steueramt bietet uns bis abends
neun Uhr, und zwar bis im Frühling,
Hilfe für Fragen an. Da wird
wohl nichts mehr schief gehen.
Und alle Formulare können auch
virtuell eingereicht werden. Beilagen?
Aha, da braucht es zum
Computer noch einen Scanner.
Den Drucker benötigen wir nicht.
Man kann mit einem Klick alles
direkt dem Steueramt zusenden.
So müssen die nicht mehr alles
selbst in den PC tippen.
Sie müssen uns nur noch Rechnung
stellen.
Für Personen, die lieber alles auf
Papier schreiben, bleibt die Möglichkeit
erhalten. Alles wie früher-
noch immer. Wie lange wohl
noch? Sicher fürs 2023. Zwar muss
ab diesem Jahr auf das frankierte
Kuvert verzichtet werden. Kaufen
Sie also die richtigen Marken
rechtzeitig, damit alle Unterlagen
rechtzeitig ankommen. Viel Glück!
Ob all die Neuerungen ein Fluch
oder Segen sind, müssen Sie
selbst beurteilen.
Felicitas Würth