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LECKSUCHT
«Vor Jahren wurde ich in eine Landwirtschaftsschule
gerufen, wo die Kühe Lecksucht
zeigten, seit die Schule von Anbinde- auf
Freilaufhaltung umgestellt hatte. Als Tierarzt
fragt man sich da natürlich, was man noch
ausrichten kann, wenn bereits mehrere
Fütterungsspezialisten der Schule die Rationen,
Salz- und Mineralstoffgaben mehrfach
nachgerechnet haben.
Ich stellte fest, dass Salz und Mineralstoffe in
einer Betonmischmaschine gemischt und in
alten Ölfässern den Kühen zur freien Verfügung
angeboten (ad libitum) wurden. Dabei
konnte beobachtet werden, dass die
ranghohen Alpha-Tiere die Leckstellen
verteidigten und alles selbst aufnahmen.
Auf meine Nachfrage hin wurde mir erzählt,
dass vor allem die rangniederen Gamma-
Kühe Lecksucht zeigten. Eine Blutuntersuchung
bestätigte diesen Verdacht. Durch
das Einmischen der Salz- und Mineralstoffkomponenten
in die TMR konnte das
Problem in diesem Fall behoben werden.»
Die Lecksucht kann bei Wiederkäuern und
Schweinen beobachtet werden. Zeigen nur
Einzeltiere Lecksucht, kann es eine Untugend
darstellen. Es kann aber auch sein, dass
untergeordnete Tiere durch dominante Tiere
in der Herde von den Supplementierungsstellen
ferngehalten werden. Dann betrifft die
Lecksucht die untergeordneten Tiere der
Herde. Sind aber über 10 % der Herde
betroffen, ist von einem Bestandesproblem
auszugehen.
Die Hauptursache für dieses Verhalten ist
minderwertiges Futtermittel, was eine
mangelnde Versorgung mit Nährsalzen nach
sich zieht. Die Lecksucht entsteht hauptsächlich
durch einen Mangel an Mineralsalzen
im Futter. Sie kann daher unter bestimmten
Witterungsverhältnissen (trockene Jahre)
oder in gewissen Gegenden (Alpweiden)
gehäuft auftreten. Lecksucht kommt oft in
Kombination mit weiteren Symptomen vor,
welche die Wirtschaftlichkeit und das
Tierwohl in Frage stellen.
Salz (NaCl; Natriumchlorid), davon vor
allem Natrium, ist das häufigste Element,
welches Lecksucht verursacht. Beim
Auftreten von Lecksucht sollten daher als
erste Massnahme Salzlecksteine frei
angeboten werden. Wichtig dabei ist, dass
ausreichend Tränkwasser zur Verfügung
gestellt wird, so dass allfällig auftretende
Natriumüberschüsse durch erhöhte Wasseraufnahme
kompensiert werden können.