Von den Gesamtausgaben für
Nahrungsmittel und Getränke
wurden 2018 11,7% für Bioprodukte
3
ökologischen Innovationen
biologisch und regional produzierten Lebensmitteln ist gross.
Nur, es ist immer noch eine Preisfrage. Der Bund könnte hier
eingreifen mit einer grundlegenden Reform der Agrarpolitik,
Kantone und Gemeinden könnten mit ihren eigenen Betrieben
Vorbildfunktion übernehmen.
Erntereifes Haferfeld
www.biofarm.ch
Agrarökologie für die Welt
Das schweizerische nationale Komitee der Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (CNS-FAO)
hat ein Diskussionspapier veröffentlicht, wie die Agrarökologie
eine Vielzahl geeigneter Lösungen beisteuern könnte: neue
Technologien und traditionelle Techniken, verbesserte Inputs
und Outputs sowie die Anwendung einzigartiger lokal abgestimmter,
wissensbasierter Praktiken – nicht nur beim Anbau,
sondern auch bei der Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln.
Durch die Kombination aus umweltfreundlicherer
Landwirtschaft, reduziertem Konsum von mit Kraftfutter gefütterten
Tieren und daraus gewonnen Produkten und geringerer
Lebensmittelverschwendung kann ein Kompromiss zwischen
Produktion und ökologischer Stabilität gefunden werden.
In der aktuellen landwirtschaftlichen Forschung stehen mehrheitlich
Fragen der Zucht und Steigerung der Effizienz in der
landwirtschaftlichen Produktion und nicht Ernährungssysteme
im Zentrum des Interesses. Zur Förderung von agrarökologischer
Forschung müssen genügend finanzielle Mittel zur Verfügung
gestellt werden. Zudem sollte die öffentliche Hand agrarökologisch
orientierte Ausbildungen unterstützen.
Agrarökologie in der Schweiz
Rein konventionelle Landwirtschaftsbetriebe erfüllen lediglich
die staatlichen ökologischen Minimalvorgaben, welche zur
Direktzahlungsberechtigung eines Betriebes führen. Agrarökologisch
produzierende Bäuerinnen und Bauern hingegen erfüllen
zusätzliche Auflagen mit dem Ziel, der Natur aus ökologischer
und den Menschen aus gesundheitlicher Sicht positiv zu dienen.
Viele Einzelhaushalte und nahezu die ganze Gastronomie beziehen
ihre Lebensmittel aus dem konventionellen Sektor aus dem
In- und Ausland. Dies vor allem wegen des günstigeren Preises.
Diese Einzelhaushalte und die meisten Gastrokonsumenten erschweren
also die Marktentwicklung für Nahrungsmittel, welche
aus agrarökologischer Sicht zu bevorzugen wären. Die Ausdehnung
einer ökologischen Landwirtschaft kann nur nachhaltig
erfolgen, wenn die erzeugten Label-Produkte am Markt auch
abgesetzt werden können.
Um dieser Nachfrage Schub zu verleihen, wird die UFS die
Regierung des Kantons St.Gallen mittels Interpellation dazu
auffordern, ihre Vorreiterrolle wahrzunehmen und bei staatlichen
bzw. staatsnahen Verpflegungsstätten die Verwendung
von mit anerkannten Labeln produzierten Lebensmitteln und
das Angebot von vegetarischen Menüs markant zu erhöhen.
Ausserdem sollen das Zubereiten von vegetarischen Menüs und
der Umgang mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln fester
Bestandteil bei Aus- und Weiterbildung von Köchinnen und
Köchen, Landwirtinnen und Landwirten sein. (ck/ak)
Das Diskussionspapier des FAO-Komitees ist auf der Seite des
BLW www.blw.admin.ch unter dem Suchbegriff Agrarökologie
zu finden.
Esst Hafer, Bio-Hafer
Ein Beispiel für die Anwendung agrarökologischer Methoden ist
der Haferanbau. Hafer ist genügsam, gedeiht auch bei feuchtem
Wetter und unterdrückt Unkraut. Ausserdem sorgt Hafer für
eine gesunde Bodenqualität und liefert auch ohne intensive
Düngung gute Erträge. Er ist eine sogenannte Gesundungsfrucht
und eignet sich bestens für die extensive Bewirtschaftung. Trotzdem
wurde der Anbau in der Schweiz von Weizen und Roggen,
Futtergerste und Futtermais verdrängt und ging mit wachsendem
Wohlstand im 20. Jahrhundert fast ganz vergessen. Die
Genossenschaft Biofarm hat ab 2000 Pionierarbeit geleistet und
mit Sortenversuchen, Anbauberatung und Abnahmeverträgen
den Anbau von Speisehafer in der Schweiz wiederbelebt und
den Absatz gefördert. In den letzten Jahren wurde der Haferanbau
stark ausgedehnt. So wird 2022 schweizweit eine Ernte
von über 3000 t Biohafer
erwartet.
Hafer ist gesund
Haferkerne sind ein Kraftpaket.
Sie enthalten komplexe,
langsam abbauende Kohlenhydrate,
hochwertiges
Eiweiss mit acht essenziellen
Aminosäuren, unlösliche
Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren und reichlich Vitamine,
Mineralstoffe und Spurenelemente. Hafer ist eine der wertvollsten
Getreidearten für die menschliche Ernährung, im Mittelalter
war er das am meisten gegessene Getreide in Mittel- und
Westeuropa. Mit dem vegan-Boom ist Hafer wiederentdeckt
worden. Vor allem Haferdrink als Milchersatz liegt im Trend,
aber auch Haferjoghurts, Haferflocken oder Haferguetzli, meist
aus Importhafer hergestellt. Mittlerweile sind die Grossverteiler
mit eigenen Haferprodukten in das Geschäft eingestiegen.
Auf ökologischen Anbau achten
Auch der Agrarkonzern Fenaco springt
auf den Zug auf und sucht Bauern, die
ihm ihren Hafer verkaufen. Trotz der
ausgesprochen wertvollen agrarökologischen
Eigenschaften des Hafers
werden im konventionellen Anbau
Pestizide und Fungizide eingesetzt.
Darum sind Haferprodukte in Bio- oder
IP-Suisse-Qualität zu bevorzugen.
Anspruchsvoll ist die Haltbarmachung
von Hafer: er muss nach der Ernte
innert Stunden getrocknet werden.
Der hohe Fettgehalt der Kerne bedingt
vor der Verarbeitung ein kontrolliertes
Erhitzen. Professionell Hafer schälen
können in der Schweiz deshalb nur
eine Hand voll spezialisierter Mühlen. (ak)
ausgegeben.
Taschenstatistik "Umwelt" 2021
/www.biofarm.ch
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