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SUBSTANZ
weise mit diesem Thema. Das ist im
Moment nicht der Fall, wie aktuelle
Beispiele zeigen.»
Kreativität und kritisches Denken
unterscheiden uns von Maschinen
Technisches Wissen, kritisches Hinterfragen,
reflektierter Konsum, Datensensibilität
– all dies soll letztlich
zu einer digitalen Mündigkeit führen.
«Mit dem Ziel, dass wir als digital
mündige Bürgerinnen und Bürger
die Medien nicht nur bewusst und vor
allem verantwortungsbewusst nutzen,
sondern künftige Entwicklungen auch
aktiv mitgestalten können», sagt Selina
Ingold. Dafür braucht es neben
den bereits erwähnten Kompetenzen
auch Fähigkeiten, die nicht automatisierbar
sind, sogenannte «21st Century
Skills». Dazu gehören unter anderem
Kreativität oder die Fähigkeit
zur Kooperation sowie zu kritischem
und verantwortungsvollem Denken
und Handeln. Heute könne man davon
ausgehen, dass Medien- und Informatikkompetenzen
zu den Grundkompetenzen
oder Kulturtechniken
der heutigen Gesellschaft gehörten,
sagt Selina Ingold. «Wer digital mündig
ist und Kreativität sowie die Fähigkeit
zur Kollaboration mitbringt, der
wird sich stets von den Möglichkeiten
abheben, die Maschinen bieten.»
Brennpunkt – #4.0
INSTAGRAM ALS
VIRTUELLES IDENTITÄTSLABOR
Instagram, Snapchat, Musically und YouTube gehören für Jugendliche fest zu ihrem
Lebensalltag. Dank ihres Smartphones sind sie ständig online und in Sozialen
Netzwerken präsent. Was aber bedeutet es für sie, im digitalen Zeitalter aufzuwachsen?
Was macht es mit ihnen, wenn sie ihre Beziehungen und ihre Identität
vor allem über bildbasierte Soziale Netzwerke digital gestalten? Und: Was kann
die Offene Jugendarbeit daraus ableiten? Diesen Fragen geht Fabienne Stöckli in
ihrer Bachelor-Thesis «Identitätsbildung im digitalen Zeitalter – bildbasierte Soziale
Netzwerke als Identitätslabor für Jugendliche?!» nach. Seit jeher habe sich
Identität in sozialen Interaktionen entwickelt. Im digitalen Zeitalter müssten mediale
und visuelle Interaktion und Kommunikation aber mitberücksichtigt werden.
«In der digitalisierten Lebenswelt von Digital Natives gehören vernetzte öffentliche
Räume bzw. Soziale Netzwerke zu ihren wichtigsten Umgebungen», schreibt
die Autorin. Jugendliche nutzten sie für ihre Selbstdarstellung und Selbstauseinandersetzung,
sie gehörten daher zur aktiven Identitätsarbeit. Hier können die
Jugendlichen «Facetten ihrer Identität nonverbal und visuell auf kreative Weise
präsentieren und ausprobieren». Dank Feedback von ihren Peers machen sie Erfahrung
mit sozialer Anerkennung und erleben Zugehörigkeit sowie kollektive
Identität. «Bildbasierte Soziale Netzwerke können deshalb als ‹Identitätslabor
von
Jugendlichen im digitalen Zeitalter› bezeichnet werden.» Das verlangt von ihnen
aber Medien- und visuelle Kompetenzen. Sie müssen nicht nur Bilder aufnehmen,
bearbeiten und versenden, sondern auch visuelle Botschaften entschlüsseln
und gefälschte sowie manipulierte Bilder erkennen können. Für die Offene
Jugendarbeit bedeutet das, dass sie den Jugendlichen einen bewussten und reflektierten
Umgang mit Bildern im Internet vermitteln und sie über Risiken wie
Cyberbullying, Sexting und Datenmissbrauch aufklären müsse. Nur dann könnten
Jugendliche Instagram & Co. nach eigenen Bedürfnissen für ihre Identitätsbildung
und ihre positive Selbstdarstellung im Internet kompetent nutzen. (sxa)
Stöckli, Fabienne. (2017). Identitätsbildung im digitalen Zeitalter – bildbasierte Soziale Netzwerke
als Identitätslabor für Jugendliche?!. Unveröffentlichte Bachelorarbeit, FHS St.Gallen, Fachbereich
Soziale Arbeit.