Spiritual Care und die Rose von Jericho
Die Definition der WHO von Palliative
Care erwähnt auch die spirituelle
Dimension.
Leider taucht im weit verbreiteten
SENS-Modell die Spiritual Care erst
in der terminalen Phase auf.
Genauso, wie palliative Care mehr ist, als lediglich die
spezielle Pflege des sterbenden Menschen, ist auch
Spiritual Care nicht nur ein Thema für die terminale
Phase.
Im Gellert Hof beginnt Spiritual Care ab Eintritt des
Bewohnenden ins Alters- und Pflegezentrum (siehe
unter: Wie setzen wir Spiritual Care um?).
Warum Spiritual Care?
Unsere Bewohnenden kommen nicht nur ins Alters-
und Pflegezentrum, um gepflegt zu werden. Sie bringen
auch die grossen Fragen des Lebens mit: Woher
komme ich? Wozu bin ich da? Worin finde ich Sinn?
Wohin gehe ich? Spiritual Care legt ihren Fokus auf
diese Fragen. Sie hilft, Menschen in ihrer Hochaltrigkeit
zu begleiten in dem, was ihnen guttut, Kraft gibt,
sodass Leib und Seele lächeln können. Menschen
können durch Spiritual Care emotional entlastet werden,
da ihnen bewusst ist, was sie hält, was ihnen
Kraft gibt, sie können sich moralisch orientieren und
sie erfahren soziale Unterstützung.
Was ist für uns Spiritual Care?
Kennen Sie die Rose von Jericho? Es ist eine Pflanze,
die lange Zeiten der Dürre übersteht. Wenn sie
in Kontakt mit Wasser kommt, entfaltet sie sich und
wird wieder grün.
Für uns ist Spiritualität dieses Wasser, das einen Menschen
lebendig macht und ihm Kraft schenkt. Die spirituellen
Handlungen sind wie Wassertropfen. Darunter
verstehen wir vielfältige Handlungen wie: Beten, Meditieren,
bestimmte Lektüre lesen, Musik hören oder
spielen, tanzen, Tagebuch führen, eine gewisse Zeit
in Stille verbringen, Fastentage ausüben, bestimmte
Speisen meiden oder bewusst suchen, Gottesdienst
feiern, in einem Gespräch Fragen und Zweifel äussern
können, Antworten und Sinn suchen und finden, einen
Spaziergang in der Natur machen, den Sternenhimmel
ansehen, bestimmte Kleidung, Schmuck oder Symbole
tragen, in Kontakte zu bestimmten Personen stehen,
die einem religiös wichtig sind, usw..
Es geht hier also um viel mehr als um reine, klassische
Seelsorge.
Wie setzen wir Spiritual Care um?
Wir schulen ALLE unsere Mitarbeitenden: Nicht nur
Pflegemitarbeitende oder Seelsorgende, sondern
auch Mitarbeitende vom Empfang, aus der Hotellerie,
der Hauswirtschaft, dem technischen Dienst,
usw.. Bei dieser Schulung setzen sich die Mitarbeitenden
mit ihrer eigenen Spiritualität auseinander
und tauschen dabei aus. Sie erfahren, was Spiritual
Care ist und was sie bedeutet. Sie werden geschult,
bei den Bewohnenden Signale wahrzunehmen, von
denen man den Eindruck hat, dass sie in Verbindung
zum Thema Spiritualität und Kraftquellen stehen.