Der Hausdienst bemerkt zum Beispiel, dass ein Bild
von einem lieben Menschen nicht angefasst und
gereinigt
werden darf. Am Essenstisch wird beobachtet,
wie eine Bewohnerin vorher in Stille betet.
Die Nachtwache weiss, dass die Bewohnerin ein gewisses
Ritual vor dem Einschlafen hat. Ein Bewohner
liest gerne und immer wieder in der Bibel oder in
einem philosophischen Buch. Aus dem Biografiegespräch
wird deutlich, dass gewisse Orte und Personen
besonders wichtig waren, usw..
Beim Eintritt wird bereits die Spiritualität des und der
Bewohnenden im Allgemeinen erfragt – in der Regel
über den Biografiebogen.
Später führt eine zugeteilte Mitarbeiterin eine strukturiertere
Befragung durch mit Fragen zum spirituellen
Glauben, den eigenen Überzeugungen und
welchen Platz diese im Leben der Bewohnenden
haben, sowie die Integration oder Zugehörigkeit zu
einer spirituellen Gemeinschaft und welche Rolle das
Personal zu diesem Thema übernehmen soll.
Das Fazit dieser Befragung und alle anderen Eindrücke
werden an einem speziellen Ort in der Bewohnenden
Dokumentation festgehalten. So sind
diese Informationen berechtigten Mitarbeitenden
zugänglich.
Mitarbeitende im Haus werden als Thema-Trägerinnen
für die Spiritual Care definiert. Im Gellert Hof ist
es das Aktivierungsteam.
Welche Erfahrungen machen wir mit
Spiritual Care?
Bewohnende stellen fest, dass wir uns nicht nur für
ihre körperlichen oder psychischen Themen interessieren,
sondern sie als Menschen mit ihrem gesamten
Dasein wahrnehmen. Bewohnende erfahren
Unterstützung in den Dingen, die ihnen wichtig sind:
Kraft und Leben spenden. Mitarbeitende entwickeln
ein grosses Verständnis für das Verhalten unserer
Bewohnenden. Sie können dieses anders einordnen
und wertschätzen.
Und nicht zuletzt: In der terminalen Phase ist es
ein entscheidender Wissensvorsprung und Vertrauensgewinn.
Wir wissen dank Spiritual Care bereits
längstens genau, was unseren Bewohnenden Kraft
und Leben spendet, was ihnen Halt, Orientierung
und eine gewisse Heimat bietet. Die Spiritual Care
hilft uns unsere Bewohnenden ganz gezielt in allen
Lebensphasen zu begleiten.
Siegfried Bongartz
GL-Mitglied, Ressort Soziales
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