
Personalmangel in der Langzeitpflege Die Anzahl alter Menschen wird in den kommenden
Jahren markant zunehmen, das hat direkten Einfluss
Warum HF-Pflegende die Akutpflege vorziehen
Im Rahmen einer Masterarbeit am Institut Alter der BFH, zeigt eine Studierende Gründe dafür auf,
weshalb HF-Pflegende ihren Arbeitskontext nicht in der Langzeitpflege suchen.
Ein Bericht von Christine Hählen, MAS Gerontologie, Berner Fachhochschule Institut Alter
auf die Pflegebrache. Gemäss Statistik wird
heute schon jedes zweite Kind das geboren wird
100 Jahre alt. Auch die Zahlen des mittleren Bevölkerungsszenarios
verdeutlichen diesen Umstand.
So wird der Zuwachs bei den über 80 jährigen bis
ins Jahr 2060 auf 180% geschätzt. Im Vergleich
dazu hatte, laut Bundesamt für Statistik (BFS) ein
Mann der im Jahre 1900 geboren wurde eine durchschnittliche
Lebenserwartung von 46.3 und einer
Frau von 49,3 Jahren. Verbunden mit der erhöhten
Lebenserwartung wird auch die Pflegebedürftigkeit
in den kommenden Jahren stark zunehmen. Dies
vor allem deshalb, weil die meisten 80-Jährigen an
mehreren chronischen Krankheiten leiden die ineinander
spielen. Gleichzeitig treten im Alter vermehrt
akute Krankheitsgeschehen auf.
Diese Aspekte haben enorme Bedeutung für die
personelle Entwicklung im Pflegeberuf. Es entsteht
die Frage, wer die zukünftige Pflege und Betreuung
einer alternden Gesellschaft leisten soll. Personelle
Engpässe, besonders bei HF-Pflegenden, sind bereits
heute in den Alterspflegeinstitutionen an der
Tagesordnung.
In einer Umfrage mit diplomierten Pflegenden zeigte
sich ein unterschiedliches Altersbild. Es wurde
deutlich, dass ein Arbeitsplatz in einer Alterspflegeeinrichtung
nicht die erste Wahl bei diplomierten
Pflegenden ist. Die Mehrheit der Befragten zog die
Akutpflege der Langzeitpflege vor. Die Gründe hierfür
waren vielfältig. Unter anderem äusserten Pflegende
immer wieder, dass sie Aufgaben der Behandlungspflege
vermissen. Ebenfalls gelten die Arbeitszeiten
mit geteilten Diensten als unattraktiv. Weitere wichtige
Gründe, die Pflegende in der Wahl ihres Arbeitskontextes
beeinflussten, waren das schlechte Image
der Langzeitpflege in der Öffentlichkeit und die mangelnde
Anerkennung. Weiter zeigen die Interviews,
dass Pflegende sich von Vorurteilen leiten liessen,
die sich in der Gesellschaft verfestigt hatten.
Innerhalb der vorherrschenden Konsumgesellschaft
wird Alter und altern von den meisten Menschen
gering geschätzt und verdrängt. Negativ Schlagzeilen
aus Alterspflegeinstitutionen haben dieses Bild
mitgeprägt. Bei den Pflegenden selbst hielt sich das
hartnäckige Vorurteil, die gerontologische Pflege sei
langweilig. In der Akutpflege benötige man mehr
Kompetenzen und sei der aktuellen Pflege näher.
Es wurde deutlich, dass dieses Stereotyp Pflegende
davon abhielt, eigene Erfahrungen in der gerontologischen
Pflege zu sammeln.
Laut einer Studie tragen eine hohe Arbeitslast und
Personalmangel dazu bei, dass Pflegende resignieren
und die Langzeitpflege wieder verlassen. Hinzu
kommen Probleme unter den verschiedenen Ausbildungsstufen
der Pflegenden. Befragte beklagen
strukturelle Probleme in den Alterspflegeinstituti-