
Berufsbildung im Wandel der Zeit 9 Die Geschichte der Krankenpflege
zeigt einen steten Wandel, welcher
die Betreuung und Pflege laufend
verändert und neue Ansprüche an
die Ausbildung stellt. Henry Dunant
hat nach der Schlacht von Solferino
1859 spontan Freiwillige aus der Zivilbevölkerung organisiert,
um den tausenden Verletzten eine notdürftige
Versorgung zu ermöglichen. Schnell hat er festgestellt,
dass es nicht nur an medizinischem Material,
sondern vor allem an Fachwissen fehlt.
Viele Jahre war die Ausbildung der «Krankenpflege»
an Institutionen gebunden und diese bildeten Fachkräfte
an eigenen Schulen aus. So wurde in Basel
bereits 1930 an der Rheinfeldstrasse beim Wettsteinplatz
die Krankenpflegeschule Bethesda eröffnet. Seither
hat sich jedoch vieles verändert.
Die bedeutendste Veränderung brachte die Möglichkeit,
direkt nach der obligatorischen Schulzeit Berufe
im Gesundheitswesen zu erlernen. Dies auf den
Stufen Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ und
Eidgenössisches Berufsattest EBA. Die Lernenden
werden heute mehrheitlich direkt von den Betrieben
angestellt, analog vieler Berufe aus der Wirtschaft.
Teilweise beenden Jugendliche bereits mit 15 Jahren
die Volksschule und stehen vor der Möglichkeit einen
der vielen Lehrberufe zu wählen. Viele Jugendliche
kommen schon mit der Gewissheit zum Vorstellungsgespräch,
einmal die höhere Fachschule Pflege HF zu
besuchen. Das Ziel, möglichst viele junge Menschen
für das Gesundheitswesen zu gewinnen, wird durch
die Ausbildungsverpflichtung, die es in vielen Kantonen
gibt, gefördert. Die Betriebe werden angehalten,
nach einem vorgegebenen Schlüssel Lehrstellen im
Bereich Betreuung und Pflege anzubieten. Werden
die Vorgaben nicht erfüllt, bezahlt der Betrieb einen
Malus. Die Zahl der Lehrstellen hat sich dadurch markant
erhöht. Lernende zu finden, die mit Hand, Herz
und Verstand den Beruf wählen, ist somit eine Herausforderung
geworden.
Was brauchen die jungen Menschen, damit sie die
Freude am Beruf behalten und noch in 20 Jahren in
der Pflege aktiv sind? Eine wichtige Rolle spielen Vorbilder
die ihnen vorleben, wie wertvoll und interessant
der Beruf Betreuung und Pflege ist. So können sie
miterleben, was mit steigender Erfahrung und Bildung
alles bewirkt werden kann. Nur so werden sie
bei veränderten Lebenssituationen im Beruf bleiben.
Die Möglichkeit Beruf und Familie unter einen Hut zu
bringen, wird vermehrt berücksichtigt. Das Studium
der höheren Fachschule Pflege HF kann bereits heute
berufsbegleitend absolviert werden, damit einer
möglichen Verpflichtung gegenüber der Familie genügend
Raum bleibt. Durch das breite Angebot haben
sich die Aufgaben der Berufsbildungsverantwortlichen
stark verändert. Es braucht viel Öffentlichkeits- und
Netzwerkarbeit, um an interessierte Menschen zu
gelangen. Um als Betrieb attraktiv zu bleiben, ist es
notwendig, dass immer wieder neue Angebote geschaffen
werden. Interessante Möglichkeiten ergeben
sich durch Ausbildungskooperationen, Praktika
und Einblicke in Partnerbetriebe, beispielsweise ein
Austauschpraktikum mit der Spitex oder Einblickstage
in der Apotheke.
Die Bildung ist eine wichtige Säule in der Organisationsstruktur
und eine wichtige Rekrutierungsbasis für
die vielen Stellen, die aufgrund der demografischen
Entwicklung in Zukunft geschaffen werden. Es ist eine
grosse Verantwortung in der Bildung tätig zu sein. Mit
Freude und Stolz nehme ich diese Aufgabe wahr.
Brigitte Lötscher
Berufsbildungsverantwortliche
Betreuung & Pflege Prosenio & Rosenau