
Angehörige einbeziehen: Wem nutzt das? Die Beziehungen innerhalb der Familie veränderten
sich dadurch (Duggleby, Swindle, Peacock, & Ghosh,
2011). In der Folge erfahren viele Angehörige selbst
Herausforderungen für ihre eigene physische und
psychische Gesundheit (Donelan, Falik, & DesRoches,
Einem Pflegeheimeintritt geht häufig eine lange Zeit der Betreuung und Pflege zu Hause voraus, in
der Familienangehörige zum Teil viel Verantwortung für die Betreuung im Alltag übernommen haben.
Die Familienangehörigen mussten dazu neue Aufgaben lernen, ihr Leben anpassen und neue Rollen
annehmen.
Ein Bericht von Prof. Dr. Romy Mahrer-Imhof, Nursing Science & Care GmbH
2001; Fast, Eales, & Keating, 2001; Grunfeld,
2004).
Mit dem Eintritt des betreuten Menschen in ein
Pflegeheim erleben Angehörige eine weitere einschneidende
Veränderung. Es gibt Hinweise, dass
sich der Gesundheitszustand von Angehörigen,
gerade von Personen mit dementiellen Erkrankungen,
nach dem Eintritt ins Heim verschlechtern kann
(Ducharme et al., 2005). Angehörige erzählen zudem,
dass sie sich schuldig fühlen und Selbstzweifel
hegen, ob sie das Richtige getan haben. Sie
fühlen sich einsam und machtlos (Afram, Verbeek,
Bleijlevens, & Hamers, 2015; Gaugler, Mittelman,
Hepburn, & Newcomer, 2014).
Die Reaktionen verstehen
Angehörige berichten, dass sie einen Verlust erlitten
haben und lernen müssen, loszulassen. Sie
müssen ihre Rolle als pflegendes und betreuendes
Familienmitglied neu definieren und sich wieder
selbst (er)finden (Cottrell et al., 2018). Begegnen
Pflegepersonen den Angehörigen bei einem Pflege-
heimeintritt, gilt es nachzufragen, wie es ihnen
geht, was sich mit dem Eintritt in ihrem Leben
verändert hat. Die Pflegepersonen im Pflegeheim
können viel dazu beitragen, dass Angehörige ihre
Gefühle äussern können und sich verstanden fühlen.
Es hilft ihnen sehr zu wissen, dass sie nicht die
einzigen sind, die vielleicht an sich zweifeln und die
sich möglicherweise schuldig fühlen. Zudem gilt es
mit den Angehörigen zu besprechen, wie sie einbezogen
sein wollen.
Intervenieren auf zwei Ebenen
Eine aktuelle Literaturstudie zeigte, dass Angehörige
mit den Pflegenden eine Beziehung aufbauen
wollen, dass sie aushandeln wollen, wie «ihr» Bewohnende/
r gepflegt und behandelt werden soll.
Sie wollen ihr Wissen über den Bewohnenden anderen
Leuten mitteilen. Sie wollen, dass sie selbst
betreut und ernst genommen werden und dass sie
sich über die Rolle, die sie nun einnehmen können,
austauschen können (Ris, Schnepp, & Mahrer Imhof,
2019). Der Einbezug von Angehörigen kann daher
auf zwei Ebenen stattfinden. Einerseits können
sich die Aktivitäten von Pflegenden auf die Angehörigen
selbst beziehen. Ihre Bedürfnisse und Anliegen
sind im Zentrum der Bemühungen. Es erfolgt
eine assistierende Pflege (assistive care) gegenüber
Angehörigen.
Andererseits können die Pflegenden die Angehörigen
in die Betreuung und Versorgung der Bewohnenden
einbeziehen. Sie kreiieren eine kollaborative