Anzahl Bio-Betriebe in Liechtenstein beträgt 10.8%.Simon Lässer, MSc ETH Agr, arbeitet
seit 10 Jahren auf dem Fahrmaadhof,
seit einem Jahr als Betriebsleiter.
4
Bio oder nicht Bio, Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse, selbst
Bio-Bauer, und Simon Lässer, Geschäftsführer
des Fahrmaadhofs, eines grösseren Gemüsebaubetriebs
im St.Galler Rheintal, erklären, wie
Normen und Richtlinien im Betriebsalltag um-
Wo ist der Weg zwischen rentabler und ökologischer Produktion?
Auf welcher Basis wird entschieden, welche Gemüse auf dem
Fahrmaadhof angebaut werden sollen?
Primär Marktzugang und Marktchancen. Dann wird versucht,
die Kultur unter unseren klimatischen Bedingungen und auf den
gegebenen Böden/Standorten unter Einhaltung der geltenden
Gesetzgebung zu produzieren.
An welche Kundschaft liefert Ihr Betrieb?
Indirekt an alle Grossverteiler/Discounter (z.B. Bohnen für den
Frischmarkt, ebenso Rosenkohl oder Karotten, weiter an diverse
Industriebetriebe für Verarbeitungsgemüse (z.B. Bohnen für
Tiefkühlgemüse oder Kartoffeln für Rösti). Ein kleiner Teil wird
auch direkt vermarktet.
Warum haben Sie sich entschieden, nach den Richtlinien von
SwissGAP und Suisse Garantie zu produzieren?
Anders ist ein Absatz über die Grossverteiler/Discounter und
die Industrie nicht mehr möglich. Diese Labels sind Standard
und sind zwingend zu erfüllen. Ohne diese Zertifizierung wäre
nur noch Direktvermarktung möglich.
Was beinhaltet die von SwissGAP definierte Gute Agrarpraxis?
Wie wird sie im Betriebsalltag umgesetzt? Wie wird der von Suisse
Garantie verlangte ökologische Leistungsnachweis konkret
umgesetzt?
SwissGAP geht über die gesetzlichen Mindestanforderungen
hinaus, dies vor allem in den Bereichen Soziales, Arbeitssicherheit,
Ökologie, Mitarbeiterschulung, verbesserte Aufzeichnungen
etc. Rund 220 zusätzliche, verpflichtende Kontrollpunkte
müssen erfüllt werden. So müssen zum Beispiel saubere Aufenthaltsräume
für das Personal zur Verfügung stehen oder die
Mitarbeiter müssen immer Zugang zu Toiletten haben (auch auf
dem Feld). Weiter muss beispielsweise viermal jährlich Inventar
über die vorhandenen Dünger und Pflanzenschutzmittel geführt
werden.
Suisse Garantie und der ÖLN sind zwei verschiedene Standards.
Der ÖLN ist für jeden Direktzahlungen beziehenden Betrieb in
der Schweiz Voraussetzung. Er regelt grundlegende Sachen wie
das Einhalten der Fruchtfolge, die Ausscheidung von 7% ökologischer
Ausgleichsfläche, das Erfüllen einer ausgeglichenen
Nährstoffbilanz, wie intensiv die Tierhaltung betrieben wird und
vieles mehr.
Bei Suisse Garantie wiederum, muss belegt werden können,
dass die unter Suisse Garantie vermarktete Ware auch in der
Schweiz produziert wurde. So
gilt es die Warenflüsse jederzeit
nachverfolgen zu können. Bei
einem Produkt, das im Laden liegt,
kann über mehrere Schritte jederzeit bewiesen werden, von
welchem Feld es ursprünglich stammt. Neben dem qualitativen
Warenfluss muss auch der quantitative Warenfluss belegt
werden können, sprich kann auf der angebauten Fläche auch
die vermarktete Menge produziert werden.
Wie muss ein Gemüsebaubetrieb vorgehen, um auf dem
Schweizer Markt Erfolg zu haben?
Ich denke folgende Punkte sind für nachhaltigen Erfolg ausschlaggebend:
• Standorteignung, respektive Zugang zu guten Böden
• Marktzugang, gute Verbindungen zu Abnehmern, respektive
gefragte Produkte produzieren
• Immer höchste Qualität produzieren
(innere, sowie äussere Qualität)
• Innovationskraft und Mut zu andauerndem,
ständigem Wachstum/Investitionen
• Fachwissen, regelmässige Fortbildung
• Abläufe ständig optimieren, nur so können
sinkende Produktpreise kompensiert
werden; Aufwände und Vorschriften
werden laufend grösser/mehr
• Guter Umgang mit Mitarbeitern, viel
Zeit in das Rekrutieren von Personal
stecken
• Möglichkeit suchen, um laufend zeitgemässe
Infrastruktur zu erstellen
In welche Richtung, sollte Ihrer Meinung
nach die Schweizer Landwirtschaftspolitik
in den nächsten Jahren gehen?
Sie sollte wieder eine ausgewogenere
Richtung zwischen ökologischer und
rentabler Produktion einschlagen. Eine
einseitige Ausrichtung auf rein ökologische
Kriterien führt dazu, dass die hiesige
GR ׀ 1292 von 2045
FL ׀ 39 von 99
AR ׀ 121 von 709
CH ׀ 7060 von 43981
Landwirtschaft die Bedürfnisse der Konsumenten in qualitativer
wie auch in quantitativer Hinsicht nicht mehr erfüllen kann.
Dies führt dazu, dass von einem Produkt nicht mehr genug oder
gar nichts mehr hier hergestellt werden kann. Dadurch wird die
Produktion ins Ausland verlagert, wo weitaus geringere Standards
gelten. Als Beispiel möchte ich den Rosenkohl erwähnen,
bei dem der Spagat zwischen ökologischen Anforderungen und
gewünschter optischer Qualität mittlerweile so gross geworden
ist, dass eine Schweizer Produktion kaum mehr möglich ist. Der
mit in der Schweiz verbotenen Pflanzenschutzmitteln behandelte
Rosenkohl wird an Stelle von Schweizer Rosenkohl in die
Schweiz importiert.
Zudem sollte vermehrt die Innovationskraft und das Unternehmertum
in der Schweizer Landwirtschaft gefördert werden.