Kaufen oder nicht kaufen, In den 1980er Jahren führte die Schweizer Landwirtschaftspolitik
zu gewaltigen Überschüssen von Butter, Milch, Käse und
Wein sowie zu einer Beeinträchtigung der Boden- und Wasserqualität.
Migros und Coop wehrten sich im Namen ihrer Kundschaft
gegen die hohen Preise der Lebensmittel und forderten
einen nachhaltigen Einsatz der staatlichen Gelder. Damit brachten
sie den Wandel der Agrarpolitik in Gang. Coop setzte sich
Was meint Migros mit «Generation M»?
Auf welcher Basis werden die Ziele des Nachhaltigkeitsprogramms
der Migros «Generation M» definiert?
Die Migros hat auf den Vorgaben ihres Leitbildes die Nachhaltigkeitsstrategie
2025 definiert. "Generation M" ist sozusagen
eine "kommunikative Klammer" für unsere Nachhaltigkeitsstrategie,
um unseren Kundinnen und Kunden und der Öffentlichkeit
unser Engagement näherzubringen. Die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie
orientieren sich dabei an den Sustainable
Development Goals, dem Konzept der planetaren Grenzen, an
der Schweizerischen Ernährungsstrategie und natürlich an den
Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.
Welche Gremien sind für die Festlegung dieser Ziele verantwortlich?
Unsere Nachhaltigkeitsziele sind intern breit abgestützt. Alle relevanten
Bereiche und Gremien wurden bei der Erarbeitung miteinbezogen.
Verabschiedet wurde die Nachhaltigkeitsstrategie vom
"Ausschuss Detailhandel", unserem obersten operativen Organ.
Wie werden Sie auf Produzenten landwirtschaftlicher Produkte
aufmerksam, die in das Nachhaltigkeitsprogramm aufgenommen
werden könnten?
Dafür gibt es unterschiedliche Wege: Innovative Lieferanten
kommen direkt mit neuen Ideen auf uns zu. Auch der umgekehrte
Weg ist möglich. Gleichzeitig informieren wir über
unsere Nachhaltigkeitsanforderungen und sind dazu im engen
Austausch mit Produzentenorganisationen.
Wie oft und durch wen werden die Produzent*innen im In- und
Ausland kontrolliert bzw. beraten?
Einerseits führen wir regelmässig interne Controllings durch,
um festzustellen, wo unser Sortiment hinsichtlich Nachhaltigkeit
Fortschritte gemacht hat und wo Nachholbedarf besteht.
Andererseits haben wir verschiedene Nachhaltigkeitsprojekte
in der Landwirtschaft im In- und Ausland angestossen oder
sind daran beteiligt. Der genaue Turnus und die Intensität der
Beratung ist je nach Bedarf sehr unterschiedlich. Zum Beispiel
haben wir in Spanien ein Projekt zur Nachhaltigkeit im Erdbeeranbau
aufgebaut und sind am Programm des WWF zu nachhaltigen
Bananen in Südamerika beteiligt. Die Bananenproduzenten
6
werden von externen Kontrollstellen strengen Kontrollen
unterzogen. Fachberaterinnen und Fachberater unterstützen
bei der Umsetzung von bestehenden und neuen Vorgaben. Der
WWF leitet das Projekt und behält den kritischen Blick auf die
Entwicklungen. In der Schweiz verhält es sich ähnlich. Unsere
Produzentinnen und Produzenten werden von unabhängigen
Kontrollstellen wie z.B. ProCert, q.inspecta und anderen kontrolliert.
Wie haben sich die Umsatzzahlen des Verkaufs von nachhaltig
produzierten Gemüsen, Früchten und tierischen Produkten seit
Lancierung von «Generation M» verändert?
Der Absatz von nachhaltigen Produkten ist seit Jahren zunehmend
und wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend weiter
fortsetzt.
Wie stark ist die Überschneidung zwischen dem Programm
«Aus der Region» und dem Nachhaltigkeitsprogramm?
Mit dem Programm "Aus der Region. Für die Region." (AdR)
wollen wir regionale Produkte fördern und Wertschöpfung in
der Region behalten. Dieses Programm verspricht per se also
einen wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert für die Region,
aber nicht einen ökologischen. Das Sortiment an Bio-Produkten
aus der Region wächst stetig, solche Produkte sind sowohl
mit dem Bio- wie auch mit dem AdR-Logo ausgezeichnet.
Wie entscheidet Migros, welche Entwicklungen nachhaltiger
Produktion allgemein und insbesondere in der Lebensmittelproduktion
unterstützt werden sollen?
In unseren Sortimenten fokussieren wir uns auf die wichtigsten
und bezüglich Nachhaltigkeit kritischen Rohstoffe. Um die
Probleme je Rohstoff zu erkennen, haben wir Analysen der
relevanten Nachhaltigkeitsdimensionen je Rohstoff durchgeführt.
Herausforderungen können so erkannt und angegangen
werden. Dabei ist es unser Ziel, dass wir den Rohstoffstandard
ganzheitlich anheben, also auch im Basissortiment. Zudem ist
es uns ein generelles Anliegen, dass der Absatz von nachhaltigen
Produkten weiter zunimmt.
Die Fragen von Claudia Klinkmann hat Andreas Bühler, Leiter
Unternehmenskommunikation der Migros, beantwortet.
Milch, Milchprodukte ׀ 116%
Fleisch ׀ 84%
Kartoffffeln ׀ 84%
Eier ׀ 56%
Getreideprodukte ׀ 54%
Gemüse ׀ 49%
Früchte ׀ 25%
Hülsenfrüchte ׀ 2%
Total Inlandpruduktition ׀ 57%
2019 sind in der Schweiz total 7'177'000 Tonnen
Nahrungsmittel verbraucht worden, inkl. Stimulantien,
Alkohol und Abfall. Das sind rund 3'000 kcal pro
Person und Tag. Der Anteil der im Inland produzierten
Nahrungsmittelarten reicht von über 100% bis gar
nichts. (Bundesamt für Statistik BfS)