Neue Methoden Fotos: SlowGrow Foto: Klima-Allianz
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SlowGrow im Mosaikhof
Nicht Innovation im Labor
sondern Innovation direkt
auf dem Acker. Das ist das
Ziel des Betriebs SlowGrow
in Mönchaltorf ZH, der 2014
gegründet wurde. SlowGrow
hat 2022 den von der Klima-
Allianz erstmals verliehenen
Prix Climat für klimafreundliche
Landwirtschaft erhalten.
Die Fachjury hat den Betrieb
von Matthias Hollenstein,
Samuel Bähler und Petrissa
Eckle aus sechs Finalistinnen
und Finalisten zum Sieger
gewählt. Sie betreiben auf über 20 Hektaren in
Mönchaltorf und anderen Gemeinden des Zürcher
Oberlands und in Jona Landwirtschaft im Mosaikprinzip.
Das Mosaikprinzip
Eine Hektare Acker ist beispielsweise in 50 verschiedene
Beete aufgeteilt, auf denen Gemüse,
Getreide, Gründüngungen und Beeren angepflanzt
werden. Die Nachbarschaft verschiedener Kulturen
begünstigt den Austausch von Mikroorganismen,
den Aufbau von Pilznetzwerken im Boden und die
Entwicklung von Insektenpopulationen. Es werden
verschiedene Anbaumethoden angewendet, u.a. regenerative
Landwirtschaft und Biolandbau und ein
neues Landbausystem aufgebaut, um das natürliche
Potential von Böden und Pflanzen zu nutzen. Dank
Verzicht auf Gülle und Handelsdünger entstehen
weniger CO2-Emissionen. Mit Hilfe von kohlenstoffreichen
Mulchmaterialien wird der Humusaufbau
gefördert, der wiederum CO2 speichert. Durch das
Vorhandensein von mehr begrünten Flächen als im
Gemüsebau üblich wird mehr Biomasse produziert.
SlowGrow verzichtet ausserdem auf den Einsatz von
Pestiziden.
Bei SlowGrow werden auch moderne, digitale Hilfsmittel
eingesetzt. Mit Geoinformationsdaten wurden
die Anbauflächen geplant und eingeteilt. Der
Traktor wird durch GPS gesteuert und fährt genau
auf den fixen Fahrspuren. In Zukunft soll auch ein
Anbau-Management-Tool entwickelt werden, das
bei der Bewirtschaftung des komplexen Systems
hilft. Im Versuchsgarten mit seinen 180 Beeten werden
die Anbaumethoden ausprobiert, bevor sie auf
einer grösseren Anbaufläche eingesetzt werden.
Die Ernte wird direkt an Restaurants und Geschäfte
vermarktet. Bis jetzt konnten die drei Betreiber von
SlowGrow nur Land und Ökonomiegebäude aber
noch kein Wohngebäude pachten. Um den Betrieb
gewissermassen zu vervollständigen und langfristiger
planen zu können, sind sie auf der Suche nach
einem Hof, den sie übernehmen könnten.
Innovationen aus dem Hoflabor
Anfang 2021 hat das Hoflabor, eine von Matthias
Hollenstein und Petrissa Eckle, die auch Leiterin des
Sustainability in Business Lab an der ETH ist, begründete
Innovationsplattform, den Betrieb aufgenommen.
Die Plattform wird durch Privatpersonen,
Stiftungen, Firmen und Organisationen finanziell
unterstützt. Das Hoflabor möchte Lösungsvorschläge
zusammentragen, die die Prinzipien der Mosaik-
Landwirtschaft für andere Landwirte anwendbar
und skalierbar machen. Es sollen Methoden und
Maschinen entwickelt werden, die zur Regeneration
der Böden beitragen und einen pestizidfreien
Umgang mit Unkraut erlauben. Digitale Tools für
Anbauplanung und Umsetzung auf dem Feld stehen
ebenfalls im Fokus des Hoflabors. In ihrem Konzept
erinnern die Begründer des Hoflabors daran, dass
regenerative Landwirtschaft von Organisationen wie
die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen
(FAO), die Agrargenossenschaft Fenaco und
von Konzernen wie Nestlé als anzustrebendes Ziel
angegeben wird. Die Grundlagen für die Umsetzung
fehlten jedoch. Matthias Hollenstein weist in einem
Interview darauf hin, dass sie seit 2014 viel gelernt
und entdeckt hätten, dass aber noch mehr Fragen
aufgetaucht seien. ck
www.slowgrow.ch
PRIX CLIMAT 2022
Die Klima-Allianz weist mit dem Prix Climat
darauf hin: Klimafreundliche Landwirtschaft
existiert bereits – sie ist möglich und rentabel.
Die Kampagne widmet sich den Geschichten
von Menschen, die nachhaltige Landwirtschaft
betreiben; 2022 den Gewinnern und der Gewinnerin
Matthias Hollenstein, Samuel Bähler und
Petrissa Eckle. www.prixclimat.ch
/www.slowgrow.ch
/www.prixclimat.ch