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Teilen ist sehr ressourcenschonend.
Zu zweit auf dem
Scooter ist allerdings nicht im
Sinne des Erfinders und auch
nicht erlaubt. Christina und
Sebastian haben das
nur fürs Foto gemacht...
Mieten - Tauschen - Teilen
Urbane Seilbahnen sind
schnelle und günstige
Verkehrsmittel und
wären in Städten genauso
praktisch wie in den
Bergen. Die Schweiz tut
sich schwer damit.
Ein Konzept zur Schonung der Ressourcen heisst Shareconomy
und bedeutet so viel wie Sparen durch Teilen. Das ist an und für
sich nicht neu, solche Konzepte gibt es seit langem überall dort,
wo teure Geräte nur hin und wieder gebraucht werden, in der
Landwirtschaft, im Bau- und Transportgewerbe, in klassischen
Genossenschaften. Auch Angebote der öffentlichen Hand wie
Bibliotheken, Schwimmbäder oder Ortsbus sind eine Form
des Teilens. Besonders charmant ist
die Idee der Bibliothek der Dinge, wo
nicht nur Bücher, sondern auch diverse
Gegenstände ausgeliehen werden
können. Wobei auch dieses Konzept
nicht ganz neu ist: In Ludotheken können
Spielsachen ausgeliehen werden,
Drogerien vermieten Dampfreiniger
für den Frühjahrsputz, Profifilmer
leihen sich spezielle Kameras für bestimmte
Projekte vom Fachgeschäft
aus, etc. etc.
Ich habe - du brauchst
Mit dem Aufkommen der sozialen
Netzwerke und elektronischen Marktplätze
ist das Interesse an Sharing
Economy gestiegen. Die Informationstechnologie
ermöglicht die direkte
Wertstoffe im Kreislauf
«Die Hersteller von elektrischen/elektronischen
Geräten verkaufen keine
Geräte mehr. Sie vermieten diese für
eine gewissen Nutzungsdauer. Danach
nehmen sie die Geräte retour
und können sie entweder aufrüsten
und wieder vermieten oder falls die
Erneuerung technisch nicht mehr
möglich ist, haben sie eigene Recyclingsysteme,
welche alle Rohstoffe zu
fast 100 % im Kreislauf behalten.»
Daniel Gerber
Interaktion zwischen privaten Nutzern
untereinander, aber auch zwischen
Nutzern und Organisationen. Bereits
gibt es eine Vielzahl von Plattformen,
die Leute zusammenbringen: diejenigen, die etwas besitzen
und nicht oft brauchen mit denjenigen, die dasselbe nur für
kurze Zeit benötigen und darum nicht kaufen möchten. Das
funktioniert nicht nur mit Wohnungen und Autos, sondern
auch mit Werkzeugen, Haushaltgeräten, Büchern, Mode etc.
Das Teilen von Letztgenannten wird eher niederschwellig und
regional praktiziert, das Sharing von ersteren sind auch ökonomische
Vizepräsident Stadtparlament Wil
Erfolgsgeschichten. Zum Beispiel die Schweizer Genossenschaft
Mobility. Mittlerweile bietet sie ihren 245‘000
Kundinnen und Kunden an 1‘540 Standorten 2‘950 Fahrzeuge
an. Das selbst entwickelte Reservierungssystem wird in Lizenz
an andere Länder verkauft, die finanzielle Situation präsentiert
sich solide und positiv.
In der Schweiz nicht erfolgreich ist hingegen das Freefloating-
Konzept mit Autos. Irgendwo mit einem freien Fahrzeug loszufahren
und dieses an einem beliebigen Ort wieder abzustellen,
mag attraktiv tönen. Hierzulande
fehlen in der Innenstadt die Parkplätze
und in den Aussenquartieren die
Kundschaft. Mobility hat das Freefloating
Modell in Basel nach acht
Jahren Betrieb wieder eingestellt. Die
urbanen Zentren in der Schweiz sind
zu klein für dieses Modell.
Die Schattenseiten der
Kommerzialisierung
Bekannteste Beispiele der neuen
Generation von „Teilete“
sind Uber und Airbnb.
Womit wir bei der
kontroversen Seite
der Sharing
Economy sind:
Durch die Kommerzialisierung
dieser neuen
Tauschkonzepte
entstanden
bis dahin unbekannte steuer- und arbeitsrechtliche
Probleme. Verschiedene Länder
versuchen durch Verbote und Gesetzesänderungen
den Mangel an Arbeitnehmerschutz, Versicherung
und Haftung sowie Wettbewerbsverzerrung und Steuerschlupflöcher
zu regulieren. Ausserdem wird kritisiert, dass
diese Angebote häufig zu nicht-nachhaltigen Lösungen führen
und es unbeabsichtigt zu einem Rebound-Effekt kommen kann.
Mieten statt kaufen
Eine eher untergeordnete Bedeutung für die Ressourcenschonung
hat das Tauschen, auch wenn es mit Hilfe der sozialen
Netzwerke einfacher zu bewerkstelligen ist als früher. Unterschiedliche
Wertvorstellungen und Bedürfnisse sind wohl ein
zu grosses Hindernis. Eine echte Einsparung von Ressourcen
würde hingegen das grossangelegte Mieten von elektrischen
und elektronischen Geräten bringen, wie es Daniel Gerber in
unserer Innovationswunschliste vorschlägt. Es müssten weniger
Geräte hergestellt werden und es würden weniger veraltete
Geräte in Haushalten und Büros Staub ansetzen. (ak)
Konzepte braucht die Welt!
«Airbnb für Lagerplatz»
Auf der Plattform des St.Galler Start-ups Storabble können
Private und Unternehmen ungenutzten Platz als Lagerplatz
ausschreiben und mieten. Storabble war unter den
Finalisten beim Wettbewerb für Jungunternehmen der
St.Galler Kantonalbank und darf sich nun beim Talent
Pitch Finale präsentieren.
www.storabble.com
/www.storabble.com