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Betreuung und Pflege
SEHNSUCHT NACH VERLORENEN DINGEN
INTERVIEW MIT HERRN CLARK
Heimat und Migration sind wichtige Themen. Was bedeutet überhaupt «Heimat»?
Ist es vielleicht ein antiquierter Begriff? Oder ist er gerade hochaktuell, weil viele Menschen
ihre Heimat verlassen müssen, sei es freiwillig oder, weil es nicht anders geht.
Für diesen Artikel hat sich ein ehemaliger Bewohner,
Herr Clark, bereit erklärt zu erzählen und
uns seine Sichtweise wissen lassen. Der Beitrag
wurde in Zusammenarbeit mit der Seelsorgerin
Christina Forster in Form des narrativen Interviews
geführt und wird in der Ich-Erzählung wiedergegeben.
Herr Clark wohnte zuerst bei uns in der Pflegewohngruppe
und zügelte dann in die Alterssiedlung
Clara-Park. Ja, sie haben richtig gelesen;
vom Pflegeheim in die Siedlung. In der Pflegewohngruppe
hatte er sich sehr wohl gefühlt.
Die Mitarbeiter sind sehr lieb, so sagte er mir.
Herr Clark pflegte auch guten Kontakt zu den
Bewohnenden.
Sein Einstieg in unser Gespräch waren zwei Kirchenlieder,
die seinen Glauben prägen: «Was
Gott tut, das ist wohlgetan» und «Wer nur den
lieben Gott lässt walten». Der Glaube ist für ihn
ein Anker, der ihn durch alle Umzüge in seinem
Leben getragen hat.
Herr Clark, jetziger Mieter im Clara Park, ist von
Geburt ein Engländer. Mit 22 Jahren ging er
nach Frankreich. Er spielte dort in Paris unter
anderem die Orgel in der englischsprachigen
Evangelisch-methodistischen Kirche. Von dort
verschlug es ihn nach Deutschland und er lebte
in Karlsruhe. Hier bestand er die Orgelprüfung.
Während seines Aufenthaltes in Deutschland
ging er wieder für einige Zeit nach England und
studierte Sprachwissenschaften. In Polen war
er dann auch für ein Jahr und schrieb dort seine
Abschlussarbeit.
Mit 45 Jahren zog es Herr Clark
in die Schweiz.
Seine Familie lebt in England. Seine Nichte und
sein Neffe besuchen ihn auch und er reiste auch
das eine oder andere Mal nach England. Freunde
und Bekannte sind eher in Basel.
«Heimweh, ist für mich eine
Sehnsucht
nach Dingen, die
verloren sind.»
Herr Clark
Interessant ist natürlich, welche Gewohnheiten
Herr Clark mit in die Schweiz genommen hat aus
seiner Heimat England. Da stellte sich heraus,
dass er nicht nur englische Gewohnheiten hat,
sondern auch deutsche: z. B. Hagebuttentee
zum Abendessen (dt.), Begrüssung mit Händeschütteln
(dt.), Mittagsschlaf (dt.), Custard essen
(engl.), höfliches Benehmen (z. B. in einer
Menschenschlange nicht vordrängeln ist sehr
englisch).
Als Sprachwissenschaftler hat er natürlich viele
Sprachen gelernt wie Französisch, Deutsch, Holländisch,
Polnisch, Dänisch und seit neuestem
lernt er Ungarisch.
Ich habe ihn gefragt, was er denn beruflich gemacht
hat. Zum einen war er Englischlehrer,
spielte in Kirchen die Orgel und arbeitete bei der
englischen Eisenbahn.