
Der Mensch als Ganzes steht im Vordergrund Gibt es Unterschiede in der alltäglichen Behandlung von Bewohnern durch Pflegende? In einer qualitativen
Studie für eine Modularbeit im Bereich Gerontologie an der Berner Fachhochschule hat Barbara
Petersen dies untersucht. Anhand der durchgeführten Interviews mit Pflegenden des Alterszentrums
Hochweid in Kilchberg / ZH kann gesagt werden: Der Mensch als Individuum steht im Vordergrund, egal
welchen Geschlechts.
Ein Bericht von Barbara Petersen, Studentin Gerontologie, Berner Fachhochschule
Männer in der Minderheit
Beim Betreten eines Altersheims fällt es meist
schnell auf: Sowohl Pflegende als auch Bewohner
sind meist weiblich. Hat die Aussenseiterstellung
der Männer eine Auswirkung auf den Umgang im
Alltag? Sieben Pflegende des Alterszentrums Hochweid
wurden hierzu entlang der Themen Morgenpflege,
Alltagsgestaltung und dem Einfluss des
Lebenslaufs interviewt.
Umgang während der Morgenpflege
Der Tag im Alterszentrum beginnt mit der Morgenpflege.
Die Einteilung der Bewohner wird basierend
auf der Bedürftigkeit vorgenommen. Während sich
die ausgeführten Tätigkeiten ähnelten, berichteten
vor allem die erfahrenen Pflegerinnen von Hemmungen
bei der Pflege von männlichen Bewohnern.
Gleiches wurde auch von Pflegenden in Bezug auf
die Bewohnerinnen berichtet – bei der Intimpflege
werden Personen des gleichen Geschlechts bevorzugt.
Allerdings wurde auf die Professionalität und
die Machbarkeit der gleichgeschlechtlichen Zuordnung
verwiesen. Nicht immer erlaubt die Personalplanung
eine Pflege vom gleichen Geschlecht.
Toleranz von beiden Seiten ist gefragt.
Als weiterer Unterschied wurde die Rasur genannt.
Gerade bei Männern aus der im Heim wohnenden
Generation spielt diese eine wichtige Rolle. Besonders
die langjährigen Pflegekräfte strichen hervor,
dass sie es für wichtig halten, Bewohner ordentlich
zu rasieren. Nicht immer wäre dies heute der Fall –
«Dann werde ich auch hässig».
Toleranter und ruhiger?
Männliche Bewohner wurden zum Teil als toleranter
und weniger gesprächig wahrgenommen. Sie überlassen
den Pflegenden kleinere Entscheidungen,
wie z.B. die Temperatur des Wassers bei der Pflege.
Dies hätte keinen zeitlichen Einfluss, allerdings
würde die Kommunikation angepasst, wie eine Pflegefachfrau
berichtete.
Einfluss auf diese hat auch die Herkunft der Bewohner.
Alle Befragten berichteten, dass es ihnen
wichtig ist, mehr über das Leben der Bewohner zu
erfahren. Im Heim gibt es derzeit keine strukturierte
Methode hierzu. Die Pflegenden bauen Fragen
in Gespräche mit ein, erzählen zum Teil aus ihrem
eigenen Leben und erfahren damit mehr von ihrem
Gegenüber. Dieses kann manches, teils als sonderbar
angesehenes, Verhalten erklären.
Lebenslauf als Unterscheidungsmerkmal
Der Lebenslauf hat auch ansonsten Einfluss auf
die Arbeit. Einige Pflegende berichteten von einem