
11
höheren Alter und bei leichter Pflegebedürftigkeit in jenem
Lebensraum verbleiben können, in dem sie sich zu Hause
fühlen.
Wohnen und Leben im Alter
Wohnen und Leben im Alter heisst, eine geeignete, individuelle
Lösung finden und umsetzen können. Zu Hause
sein können – im eigenen Haushalt, in der Wohnung mit
Service-Leistungen der Spitex, in einem Pflegeheim oder
einer Pflegewohngruppe.
Die Sehnsucht nach dem Vertrauten
Im Pflegeheim mit fremden Menschen zusammenleben
zu müssen, löst bei vielen Bewohnenden eine Sehnsucht
aus. Heimweh kann jeden Menschen erwischen, jederzeit.
Oft taucht der Schmerz erst im Alter auf, zum Beispiel nach
dem Eintritt ins Pflegeheim. Gemäss Wikipedia ist Heimweh
die Sehnsucht in der Fremde, wieder in der Heimat zu sein
– eine Sehnsucht nach dem Daheim, die auch körperlich
krank machen kann. «Mit dem Eintritt ins Heim kann
man nicht mehr sich selbst sein, man steht ständig unter
Beobachtung und wird fremdbestimmt» ist eine Aussage
und Meinung vieler Menschen. Man kann zum Beispiel
nicht mehr in der Nacht einfach in die Küche gehen und
aus dem Kühlschrank naschen, selbst auswählen, wo und
wann man jemanden sehen möchte, beim Lieblingslied im
Radio laut mitsingen, ohne dass es jemand hört, usw.. Man
hat Angst davor, das «eigene Ich» gehe verloren, und man
habe keine Privatsphäre mehr. Umso wichtiger ist es daher,
dass alles unternommen wird, damit die Menschen beim
Eintritt in ein Heim ihre Autonomie zum grösstmög-
lichen Teil behalten können.
Es braucht Orte des Rückzugs – vielleicht sogar mit der
Möglichkeit, ein «Bitte-nicht-stören»-Schild aufzuhängen.
Organisatorisch sollte ein möglichst individueller Tagesablauf
ermöglicht werden. Auch regelmässige, persönliche
Gespräche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sind
nötig, um zu erfahren, was sie brauchen.
Heimweh zulassen und nicht nur unter einem negativen
Aspekt betrachten: Wer das Verlangen nach dem Daheim
und der Heimat, also nach einem Ort, an dem man keine
Angst haben muss, zulässt, kann dies auch als Ressource
nutzen. Heimat als Wert ist eng mit dem sozialen Umfeld
verknüpft. Eine positive und offene Einstellung gegenüber
Veränderungen kann ein erster Schritt zur Überwindung
von Heimweh sein und den Betroffenen ermöglichen, im
Pflegeheim eine neue Heimat oder zumindest Momente
der Zufriedenheit, ja vielleicht sogar des Glücks, zu finden.
Für uns als Verantwortliche und Mitarbeitende der Vita-
Futura AG bedeutet dies, dass wir unsere Arbeit immer
reflektieren, Fragen stellen, diskutieren und auswerten.
Was realisieren wir gut, in welchen Themen müssen wir
uns weiter sensibilisieren und weiterbilden? Wo können
wir reagieren, wo müssen wir dranbleiben? Wo ist die
Altersarbeit, wie man sie bis anhin kannte, überholt und
müssen neue Wege gefunden werden, um bestehende
oder kommende Bedürfnisse besser abzudecken? Wo
sind neue Angebote zu definieren – was wird benötigt, bis
das Neue zum Vertrauten wird? Ein offener Austausch mit
unseren Bewohnenden, aber auch mit der Bevölkerung der
Gemeinde ist wichtig. Wir in der VitaFutura AG beschäftigen
uns deshalb fortlaufend mit Themen wie
• individuelle Wohnbedingungen
• Privatsphäre und Selbständigkeit
• Selbstbestimmung
• Unterstützung und Rücksicht vonseiten des Personals
• Mitbestimmung
Die Zeiten wandeln sich, vieles ist in Veränderung und
verlangt ein Handeln. Veränderungen lösen aber zu Beginn
bei vielen Beteiligten auch Unsicherheiten und Ängste
aus. Hier gilt es jeweils abzuwägen und zu schauen, was
ansteht, nötig und möglich ist. Es braucht viele Gespräche,
wie das Alter gesehen, erlebt und gestaltet werden
kann. Wir freuen uns, Teil davon zu sein, diesen wichtigen
Lebensbereich positiv und mit viel Herzblut mitgestalten zu
können – hier bei uns «da Heim» in der VitaFutura.
Franziska Bronz
Leiterin Organisation und Kommunikation