Landwirtschaft 4.0
Wahlkreis Raum, Landwirtschaft und Menschen in der
Schweiz im Jahr 2040: Texte der «Denkwerkstatt
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3a.06 Marc Flückiger | Wil
Ausbildung/Beruf: Geschäftsführer
SYGMA AG
Liegenschaftenbetreuung,
Dipl. Supply Chain Manager,
Technischer Kaufmann mit
eidg. Fachausweis
Politik: Mitglied des Stadtparlaments
Wil und Mitglied
Werkkommission, Vorstandsmitglied
Jungunternehmerzentrum
Flawil, Wattwil, Gossau
und Wil, Gründungsmitglied und ehemaliger Präsident
Jungfreisinnige Wil und Umgebung
Hobbies: Turnverein, Sport allgemein
Wie würden Sie den Langsamverkehr fördern? Ich denke
dies ist eine wichtige Aufgabe der Kommunen. Ihre Stadtplaner
müssen darauf achten, dass die Verkehrswege
sicher und übersichtlich gebaut werden. Ausserdem ist es
wichtig, dass in Quartieren Begegnungszonen mit wenig
bis gar keinem Autoverkehr entstehen. Hier kann der
Kanton Richtlinien erlassen.
Was würden Sie gegen eine weitere Zunahme der Siedlungsfläche
unternehmen? Es sollte darauf geachtet
werden, dass die bestehenden noch zu bebauenden Flächen
konsequent mit hoher Wohnungsdichte ausgebaut
werden. Ich würde mich für eine liberale Haltung in Bezug
auf verdichtetes Bauen einsetzen. Es darf nicht sein, dass
Gesetze und Einsprachen den längst fälligen Prozess, alte
Gebäude abzubrechen und modern zu bauen, aufhalten.
Nachhaltiges Agrarsystem Schweiz»
In dieser Bulletin-Ausgabe drucken wir mehrere Texte aus
«Land- und Ernährungswirtschaft 2040. Bilder und Geschichten
zum Nach- und Weiterdenken» ab. Diese 2016 erschienene,
vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) herausgegebene Broschüre
ist das Ergebnis der Diskussionen im Rahmen der vom
erwähnten Bundesamt ins Leben gerufenen «Denkwerkstatt
Nachhaltiges Agrarsystem Schweiz». 18 «Denkwerkerinnen und
Denkwerker» mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund
(u.a. Ökonomen, Landwirte, Biologinnen, ein Geograph, eine
Klimawissenschafterin, Historikerinnen, ein Künstler) haben
in drei Atelier-Workshops an der Hochschule der Künste Bern
(HKB) über die Fragen «Welche Land- und Ernährungswirtschaft
wünschen wir uns für die Zukunft?» und «Entlang welcher Linien
soll sich die schweizerische Landwirtschaftspolitik entwickeln?»
diskutiert. Die dabei entstandenen Zukunftsbilder sind persönliche
Ideenskizzen der Teilnehmenden. Die Moderatoren der
Firma IC Infraconsult haben den Inhalt der Diskussionen in den
Workshops zusammengetragen und redaktionell aufbereitet.
Die trotz verschiedener Vorstellungen der Teilnehmenden erkennbaren
gemeinsamen Linien wurden von der Projektleitung
des BLW zu einer Synthese zusammengefasst, diese Texte sind
leicht gekürzt ab Seite 10 zu finden.
Die Redaktionskommission der UFS wünscht eine anregende
Lektüre! Teilen Sie uns mit, falls Sie selbst weitere Ideen für die
künftige Entwicklung des Agrarsystems Schweiz haben. ck
Vom Kulturland zum Innovationsraum
Das könnte die Zusammenfassung eines Historikers sein, der im
Jahr 2040 die letzten 30 Jahre Agrarwirtschaft analysiert.
Seit den 2010er Jahren hat in der Schweiz das Kulturland in der
politischen Debatte wieder grössere Aufmerksamkeit erfahren,
dies von links und von rechts des politischen Spektrums. Namentlich
der massive Bodenverschleiss vergangener Jahrzehnte
und die wucherartige Zersiedelung in weiten Teilen des Landes
hatten damals ein allmähliches Umdenken bewirkt, dessen Folgen
heute, das heisst 30 Jahre danach, nun allmählich sichtbar
werden.
Den Grundstein zum Schutz des Kulturlandes legte der Bund im
Jahre 2018 zunächst mit der Entwicklung einer neuen Kulturlandpolitik
NKLP. In deren Rahmen wurden gegen anfänglichen
Widerstand der Kantone und Gemeinden als erstes die Bauzonen
schweizweit aufs Nötigste plafoniert und weitere Einzonungen
von Kulturland rigoros unterbunden. Damit wurde dem
Überbauen von Kulturland ein erster Riegel geschoben und der
Schutzfaktor insbesondere für Fruchtfolgeflächen sehr stark erhöht.
Ein weiterer grosser Schritt war die mittlerweile zwingende Erstellung
kombinierter Agrar- und Landschaftsentwicklungspläne,
in denen die Standortpotenziale flächendeckend inventarisiert
sowie entsprechende Vorrangzonen mit ihren verschiedenen
Ausprägungen für die Landwirtschaft definiert wurden. Seither
steht auf Stufe Region in Grundsätzen fest, welche Gebiete sich
in erster Linie für die Produktion von Nahrungsmitteln eignen
oder welche aufgrund ihrer besonderen Ökosystemleistungen