Landwirtschaft 4.0 Wahlkreis einer ganz spezifischen Nutzung und Pflege bedürfen. Zudem
konnte vielerorts mindestens grossmassstäblich geklärt werden,
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3a.15 Elisabeth Zwicky Mosimann |
St.Gallen
Ausbildung/Beruf:
Lic. iur. Rechtsanwältin,
LL.M, ehemalige
Leiterin des Konzernrechtsdienstes
eines
Finanzinstituts
Politik: Mitglied Stadtparlament
St.Gallen
seit 2012, Präsidentin
FDP Frauen St.Gallen,
Vorstandsmitglied UFS
Hobbies: Pflege von Bonsai und Zwergpapageien aus
Schweizer Zucht, aktiv Sport treiben, Kultur geniessen
Was erwarten Sie als umweltfreisinnige/r Konsument/
Konsumentin von der Schweizer Landwirtschaft?
Ich erwarte eine möglichst naturbelassene
Landschaft mit Förderung der Biodiversität und eine
zuverlässige Versorgung mit qualitativ höchststehenden
und vielseitigen Nahrungsmitteln. Dazu zähle
ich Gemüse, Getreide und Fleisch. Im Zweifel zwischen
Erträgen pro Hektare, Ökologie und Tierwohl
soll die Nachhaltigkeit klar den Vorrang haben. Das
Tierwohl ist gebührend zu berücksichtigen. Dafür
bin ich bereit einen höheren Preis zu bezahlen, aber
nur dann, wenn wir keine Reste von Dünger und
Pflanzenschutzmitteln in den Lebensmitteln selbst
sowie im Boden, in den Flüssen und Seen sowie im
Grundwasser finden.
Wie kann und soll das städtische ÖV-System in
St.Gallen verbessert werden? Zuerst halte ich als
häufige ÖV- und auch IV-Benutzerin fest, dass
unser ÖV-System in der Stadt gut ausgebaut ist
und auch gut funktioniert. Weitere Optimierungen
sind jedoch notwendig, um das vorhandene
Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung zu decken.
Dazu braucht es einen langen Schnauf. Es dauert
Jahre oder Jahrzehnte um z.B. die Fahrzeit SG-ZH
auf eine Stunde zu reduzieren, die Vorortsbahnhöfe
aufzuwerten und im Sinne einer S-Bahn auszubauen.
Eine bessere Koordination oder gar Reduktion
der (zu)vielen Anbieter im städtischen Busnetz muss
ohne Vorurteile geprüft werden, um das Angebot
ohne Einbusse für die Passagiere zu optimieren. Die
konsequente Trennung von Velos und Fussgängern
ist anzustreben, dies dient dem Komfort von Velofahrenden
und dem Langsamverkehr, denn die (zu)
schnellen Elektrovelos passen nicht auf die Fussgängerwege
in einer belebten Innenstadt.
wo agrarnahe Erholungs- und Freizeitangebote zugelassen
und wo agrartechnologische Innovationen und entsprechende
Infrastrukturen in Zukunft Platz haben sollen. Der Innovation
im Agrarsektor förderlich war schliesslich auch die umsichtige
Überarbeitung des bäuerlichen Bodenrechts und des Erb- und
Pachtrechts. All dies förderte die ausserfamiliäre Hofnachfolge
unter Selbstbewirtschaftung und mobilisierte damit neue Kräfte
im Agrarsektor.
Mit der kürzlich erfolgten Verknüpfung der Direktzahlungen mit
den Vorgaben der Raum- und Agrarentwicklungspläne ist der
Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik fürs erste abgeschlossen
worden. Bei den jüngeren Bauern und Bäuerinnen stossen der
Schutz der Kulturlandschaft und die standortangepasste Bewirtschaftung
mittlerweile mehrheitlich auf Anklang. Ausdrücklich
geschätzt werden – nach Jahren des Hin- und Her – die endlich
stabilen Rahmenbedingungen einer eng abgestimmten Raumentwicklungs
und Agrarpolitik.
Der vielfältige Familienbetrieb
So könnte ein Artikel im Schweizer Bauer, Ausgabe 5/2040 lauten:
Allen Unkenrufen zum Trotz: Auch Mitte des 21. Jahrhunderts
gibt es ihn noch, den bäuerlichen Familienbetrieb. Wir sitzen
Mitte Oktober 2040 im Garten der Familie Corminboeuf nahe
Estavayer-le-Lac. In fünfter Generation bewirtschaften Luc und
seine Frau Henriette den stattlichen Betrieb. Zurzeit leben und
arbeiten hier drei Generationen zusammen, Lohnarbeiter kommen
nach Bedarf hinzu. Ausserdem werden zwei junge Frauen
als Lernende ausgebildet, eine in der Hauswirtschaft, die andere
als angehende Landwirtin. Henriette und Luc engagieren
sich zudem im Dorf, sie im Gemeinderat, er in Feuerwehr und
Filmclub.
Der Betrieb ist vielfältig strukturiert, mit Ackerbau, Rindviehhaltung
(Zweinutzungsrassen zur Milch- und Fleischproduktion),
etwas Obst und Gemüse sowie weiteren Tieren, darunter zwei
Pferde, Schafe, Ziegen und Hühner. Schon Lucs Vater setzte vermehrt
auf eine an den Standort angepasste Produktion und begann
mit zunehmendem Erfolg, Ressourcen- und Produktionskreisläufe
innerbetrieblich und durch die Zusammenarbeit mit
anderen in der näheren Umgebung zu schliessen. Dies mit dem
Ziel, die Abhängigkeit von weither Dazugekauftem wie Dünger,
Pflanzenschutzmittel und auch Energie abzubauen. ‚Mit der Natur,
nicht gegen sie‘, lautete schon bald das Motto, vor allem um
den steigenden Einkaufspreisen zu begegnen.
Henriette und Luc machen im Gespräch kein grosses Drumherum:
Sie wollen mit dem Produzierten trotz Grenzöffnung
auf dem Markt ausreichend Geld verdienen. Natürlich tragen
sie dabei ihrem Kulturland Sorge – die sechste Generation ist
schliesslich in den Startlöchern. Viele ihrer Produkte, heute
mehrheitlich im Premium-Bereich und rückverfolgbar, werden
an eine professionelle Abnehmerplattform verkauft, gelangen
so zum Teil sogar in den Export und machen zurzeit rund drei
Viertel ihres Einkommens aus.
Das restliche Einkommensviertel erhalten die Corminboeufs als
Direktzahlungen. Seit Jahren erhalten sie das Maximum, weil
sie auf ihrem Land mit grossem Knowhow und Engagement von
der Gesellschaft gewünschte Leistungen zugunsten von Biodi-