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U pcycling
Upcycling - aus Alt mach Neu
Fragen an Frau Tania Schellenberg, Dr. rer. nat., CEO der Firma
Gammarus Unternehmensberatung für Umweltfragen GmbH:
Welches sind die Vorteile (in Bezug
auf Kosten, Energieverbrauch, Arbeitsprozesse)
von Upcycling gegenüber
Recycling?
Beim Upcycling entstehen Produkte, die
einen Mehrwert generieren und für einen
höheren Wert verkauft werden können
als beim konventionellen Recycling.
Die Kundinnen und Kunden erhalten ein
schöneres, langlebigeres oder einfach
originelleres Produkt, für das sie bereit
sind einen höheren Preis zu bezahlen. In
der Regel wird so eine Arbeit ermöglicht,
die besonders kreativ ist oder oft auch in
sozialen Werkstätten Menschen eine Beschäftigung
gibt, die am Rand der Gesellschaft
stehen.
Im besten Fall reduziert ein Upcycling-
Produkt zwei Stoffströme. Unsere Schürze
aus Feuerwehrkleidern senkt zum Beispiel
den Entsorgungsaufwand bei der
Feuerwehr und verhindert den Bedarf an
neuen Textilien für die Herstellung der
neuen Schürze in der Werkstatt, die die
Schürzen produziert. In der Ökobilanz
kann diese Tatsache auf verschiedene
Arten berücksichtigt werden. In der Regel
wird für das neue Produkt, das aus
Recyclingmaterial hergestellt wird, keine
Energie oder Materialbelastung angerechnet.
Das Einschmelzen von Materialien wie
Glas, Kunststoff und Metall verursacht
immer CO2-Emissionen. Es gibt viele Beispiele
für neue, hochwertige Produkte
aus gebrauchten Materialien und Gegenständen,
für die praktisch keine weitere
Energie aufgewendet werden muss.
Wann stösst Upcycling an Grenzen?
Bei einigen Kunden gibt es noch eine innere
Barriere gegen das Kreislaufprinzip.
Sie finden ein Produkt interessant und
ästhetisch ansprechend, sind dann aber
doch der Meinung, dass es sich um „Abfall“
handle und dass daher der Preis tiefer
sein sollte, als bei einem Produkt aus
neuen Materialien.
Ausserdem besteht die Gefahr, dass am
Schluss Sondermüll nicht korrekt entsorgt
wird, wie im Fall von Schürzen
aus Feuerwehrjacken oder Taschen aus
Pneus. Während die Feuerwehr bei der
Entsorgung ihrer Jacken auf eine fachgerechte
Entsorgung
achtet,
kann es sein, dass Privatkunden dies
nicht tun. Da diese Produkte aber besonders
langlebig sind, sind wir der Ansicht,
dass der positive Effekt überwiegt.
Eine weitere Schwierigkeit beim Upcycling
ergibt sich daraus, dass es sich fast
immer um Unikate handelt. Gerade im
Online-Handel müssen wir darauf hinweisen,
dass die Produkte nicht identisch
sind mit den im Bild gezeigten. Positiv
formuliert, handelt es sich um individuelle
Produkte, was wiederum von unseren
Kunden geschätzt wird.
Welche Rohstoffe und in welchem
Umfang werden heute in der Schweiz
durch Upcycling eingespart?
Leider gibt es keine Statistiken. Wir
vermuten, dass die Rohstoffströme ins
Upcycling gemessen an den Recycling-
Strömen immer noch minim sind. Gerade
kürzlich wurden zwei Workshops zum
Thema „Zero Waste“ bei uns durchgeführt,
die zeigten, dass ein wachsender
Teil der Bevölkerung aktiv versucht, seinen
Verbrauch an Kunststoff zu senken.
Gibt es Upcycling-Produkte, die grössere
Verbreitung finden, d.h. nicht
nur in einem Nischenmarkt verkauft
werden?
Das bekannteste Beispiel für Upcycling
sind die Taschen der Gebrüder Freitag,
die einen globalen Markt erreicht haben.
Es gibt inzwischen Hunderte von
kreativen Nachahmern, die mit sehr unterschiedlichen
Materialien arbeiten.
Die Schweizer Designerin Nina Räber hat
mit ihrer Kollektion Coll.part (collection
particulière) von Taschen aus Fisch- und
Reismehlsäcken aus Kambodscha auch
eine beachtliche Bekanntheit erlangt –
bis in den französischen und deutschen
Markt. Coll part hat ihrerseits viele Nachahmer.
Diese Tatsache kann man aus
Sicht der Kreislaufwirtschaft als Zeichen
für den Erfolg einer Strategie betrachten.
Tania Schellenberg ist Umweltnaturwissenschafterin
ETH; sie berät private
Unternehmen und öffentliche Institutionen
in Umweltmanagement.
www.gammarus.ch.
Claudia Klinkmann
Zwei der eher exklusiven upgecycelten Einrichtungsgegenstände,
die wir im Web gefunden
haben.
Googeln Sie einmal Bilder upcycling, Sie werden
auf jede Menge kreative Ideen stossen,
zu was man ausgediente Sachen umfunktionieren
kann. Brauchbare und überflüssige
Dinge, witzige und absurde, aufwändige und
einfache, originelle und gewöhnliche, künstlerische
und diletantische.
ballenbergkurse.ch
bietet verschiedene Kurse an, in denen zum
Beispiel alte Kleider zu Kissen und Decken
aufgewertet werden, Plastiksäcke zu Etuis,
Taschen und Objekten oder Löcherbecken zu
Hängelampen.