Food Food Waste in der Schweizer Nahrungsmittelindustrie
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Seit 2012 werden in der Schweiz vermehrt die anfallenden Abfälle
quantifiziert und Massnahmen erarbeitet zur Vermeidung
oder Verwertung dieser Abfälle. Das Bundesamt für Umwelt
(BAFU) spielt bei Anstoss, Koordination und Kommunikation
dieser Bestrebungen eine wichtige Rolle.
Resultate einer neuen Studie im Auftrag des BAFU
Nach Studien über Food Waste in der Gastronomie und bei den
Grossverteilern nimmt die von der Fachstelle Umwelttechnologie
der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
(ZHAW) in Wädenswil im Auftrag des BAFU durchgeführte
Studie die industrielle Produktion von Lebensmitteln unter die
Lupe. 27 Unternehmen aus acht Bereichen der Lebensmittelindustrie
(u.a. Getreideverarbeitung, Knollenverarbeitung, Verarbeitung
von Früchten und Gemüsen, Milchindustrie) wurden
mit anonymisierten Fragebogen befragt. Einige Arbeitsprozesse
wurden ausserdem durch Lebensmitteltechnologie-Studenten
der ZHAW untersucht. Mit den erhobenen Daten wurde
eine sogenannte Massenflussanalyse durchgeführt. Dabei werden
der Input (Rohstoffe und Halbfabrikate), der Output (Produkte
und Halbfabrikate) und die Verluste grafisch abgebildet.
Bei allen Massenflüssen wird die sogenannte Trockensubstanz
der Lebensmittel als Bezugsgrösse berücksichtigt, um eine Verfälschung
der Bilanz durch Wasserzugabe oder Wasserverlust
zu vermeiden. Die Autoren der Studie stellten fest, dass sie
zu wenige Daten zur Verfügung hatten, um für alle Verluste in
sämtlichen Lebensmittelbranchen statistisch aussagekräftige
Resultate zusammenstellen zu können. Eine Hochrechnung sei
jedoch möglich.
20% der Verlustmenge ist potentiell essbar
Als Lebensmittelverluste wird die Menge an potentiell essbaren
Bestandteilen verstanden, die für den menschlichen Konsum
produziert aber weder gegessen noch getrunken wurde. Es
Durch den Verlust von Lebensmitteln bzw. ihre unvollständige
Nutzung kommt es zu einer hohen Verschwendung von Ressourcen,
da Wasser, Energie, Dünger und Land für den Anbau
und die Produktion von Lebensmitteln eingesetzt werden.
Schätzungsweise ein Drittel der im In- und Ausland zur Deckung
des Schweizer Lebensmittelkonsums hergestellten Lebensmit-
werden vermeidbare (noch geniessbar bei richtiger Lagerung
und Handhabung), teilweise vermeidbare und unvermeidbare
(z.B. nicht essbare Bestandteile wie Knochen oder Fruchtschalen)
Lebensmittelverluste unterschieden.
Mit der Studie wurden gut 20% der in der Schweiz produzierten
Lebensmittel erfasst. Die Resultate wurden pro Branche auf
100% hochgerechnet. Die durchschnittliche Menge der Verluste
beträgt 22% der Produktionsmenge. Von der Verlustmenge
sind 26% unvermeidbare Verluste und 17.4% vermeidbare Verluste.
Wenn man die einzelnen Branchen der Lebensmittelindustrie
vergleicht, so weisen die Kartoffeln und Zuckerrüben
verarbeitende Industrie sowie die Herstellung von Ölen auf die
Produktionsmenge gerechnet die höchsten Verluste auf (Schalen
/ Presskuchen). Die Getreide- und Backwarenindustrie hat
die kleinste Verlustmenge (3% organische Abfälle).
Wie werden die Verluste verwertet? Alle Branchen der Lebensmittelindustrie
verwenden einen wesentlichen Anteil der
Verluste als Tierfutter (zwischen 20% und 100%). Kompostiert
oder in einer Biogasanlage vergärt werden knapp 10% bzw.
11.4% der Verluste. Nur ein kleiner Anteil wird verbrannt. Sehr
klein ist der Anteil (1%) der gespendeten noch essbaren Lebensmittel.
Drei Hauptakspekte als Ursachen der Verluste
• Vorhandensein von nicht geniessbaren Bestandteilen
• Technisch bedingte, unvermeidbare Verluste
• Verlust von Produkten, die geniessbar wären (z.B. Molke),
deren Weiterverarbeitung aber nicht rentiert oder zu aufwendig
ist.
Es sind also kreative Ideen gefragt, um an sich geniessbare Produkte
auf den Markt zu bringen oder ausgeklügelte technische
Verfahren zu entwickeln, um Foodwaste noch mehr zu reduzieren.
(ck)
Leaf to Root
Gemüse essen vom Blatt bis zur Wurzel - warum denn nicht? Zum
Beispiel das Radieschenkraut zum Salat geben, aus dem Broccolistrunk
eine Suppe kochen, die Kürbiskerne als Snack rösten und
sowieso (fast) immer die Schale mitverarbeiten.
Nose to Tail
Kein Fleischstück ist zu minderwertig, um nicht etwas Köstliches daraus
kochen zu können - aus Respekt vor dem Tier. Schweinshaxen,
Siedfleisch, Kutteln, Kalbsbäckli, Spanferkel - engagierte Köchinnen
und Köche aus aller Welt experimentieren mit Rezepten, die für unsere
Grossmütter noch selbstverständlich waren.