
Mitteilungsblatt Nr. 14 12 | 16. Dezember 2022
Rechtsanwalts an die Gemeindebehörde gelangte.
Viele Gesuchstellende wiesen keinen Bezug zu Untereggen
auf. Es genügte dem Gemeinderat, einige
knappe Informationen einzuholen: Denn wichtiger
als der gute Leumund und eine finanziell und sozial
stabile Situation der Einbürgerungskandidaten war
dem Rat die Taxe, die das Verfahren abwarf. Diese
Taxe, welche die Gemeinde selbst festlegen konnte,
lag schon 1915 zum Teil weit über 1'000 Franken.
Die politisch bedeutendste Persönlichkeit, die auf
diesem Weg in den Besitz des Unteregger Bürgerrechts
gelangte, war Gabriel Narutowicz: Lange Zeit
in der Schweiz tätig, bewarb sich Narutowicz, damals
bei der Wasserversorgung der Stadt St. Gallen
angestellt, im Jahr 1894 um das Bürgerrecht von
Untereggen. Die Erkundigungen des Gemeinderates
über Narutowicz lauteten günstig. Narutowicz jedoch
zog im Herbst sein Gesuch «in Folge zu hoher
Taxen» zurück. Am 7. April 1895 kam es dann trotzdem
zur Einbürgerung der Familie Narutowicz, und
es ist nicht festzustellen, dass man dem Gesuchsteller
vorher hinsichtlich der Einbürgerungstaxe entgegengekommen
war. Der Einkauf ins Unteregger
Bürgerrecht kostete Narutowicz 1'000 Franken.
Zum Vergleich: 1914 erwarb Narutowicz für sich
und seine Familie das Bürgerrecht der Stadt Zürich
für 400 Franken.
Viele Jahre verbrachte Gabriel Narutowicz in der
Schweiz und wirkte als seinerzeit sehr begabter, renommierter
und weit herum bekannter Wasserbauingenieur
(in der Region z.B. Kubelwerk bei St.Gallen;
aber auch z.B. Mühleberg an der Aare, wohl sein
Hauptwerk). Später lehrte er als Professor an der
ETH in Zürich.
Im Jahr 1922 wurde Gabriel Narutowicz zum ersten
Präsidenten Polens gewählt. Er wurde wenige Tage
nach seinem Amtsantritt auf dem Weg zu einer
Kunstausstellung ermordet.
Quellen:
– Kanton St. Gallen, Departement des Innern,
Staatsarchiv
– Geschichtsbuch Untereggen 2008
Unentgeltliche Rechtsauskunft des
Amtsnotariates St. Gallen
Am Donnerstag, 5. Januar 2023, von 17.00 bis 18.30
Uhr, findet die Rechtsberatung des Amtsnotariates
St. Gallen in den Räumlichkeiten des Amtes für Handelsregister
und Notariate, Davidstrasse 27, 9000
St. Gallen, statt (ohne Voranmeldung). Dabei werden
vor allem Fragen aus dem ehelichen Güterrecht
und dem Erbrecht, aber auch Fragen zu Beurkundungen
beantwortet.
Vor langer Zeit im Gemeinderat…
In einer Serie im Mitteilungsblatt
zeigen wir
Einträge aus dem Gemeinderatsprotokoll
vor
rund 100 Jahren und vor
rund 75 Jahren:
Vor rund 100 Jahren:
Aus der Gemeinderatssitzung
im Juli 1923, im
Schäfle Vorderhof:
«Radfahrer, Beschränkung der Fahrgeschwindigkeit
»
Es liegt Klage vor, dass verschiedene Radfahrer in
rasendem Tempo durch den Vorderhof fahren, was
bei den vielen Kurven grosse Gefahr zur Folge hat.
Es soll deshalb in den Blättern eine ernste Mahnung
gegen schnelles Fahren ergehen, mit Bussenandrohung.
Vor rund 75 Jahren:
Aus der Gemeinderatssitzung im August 1949, im
Gemeindehaus:
«B.J., Heimschaffung & Klagen»
Wegen Liederlichkeit, Trunksucht und Arbeitsscheu
wurde am 5. Juli ds. unser Bürger B.J. polizeilich