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RECHT & UNTERNEHMUNG
1-2022 mandat
Initial Coin Offering und Token
im Lichte der Schweizer
Finanzmarktgesetzgebung
Die blockchainbasierte Kapitalbeschaffungsform des Initial Coin Offering (ICO) birgt vielversprechende
Chancen und Möglichkeiten für innovative Startups und ambitionierte Investoren.
Regulatoren, Aufsichtsbehörden und Gesetzgeber wiederum, stellt die digitale Alternative
zum Börsengang vor neue Herausforderungen.
Mit seinem White Paper zur
Blockchain oder Distributed
Ledger Technologie (DLT) hat
der unter dem Pseudonym
Satoshi Nakamoto bekannte
Erfinder der Kryptowährung
Bitcoin die nationale und internationale
Wirtschafts- und
Finanzwelt erschüttert. DLTbasierte
Geschäftsmodelle haben
sich in den vergangenen
Jahren zusehends gemehrt.
Während diese aufregenden
technischen Innovationen zahllose
ökonomische Chancen
versprechen, werfen sie unter
juristischen Gesichtspunkten
neue Fragestellungen auf.
Initial Coin Offering (ICO)
als Chance für Startups
Aus der Blockchain-Technologie
wurde die Idee des Initial
Token Offering (ITO) oder Initial
Coin Offering (ICO) geboren.
Das Verfahren ist nicht nur in
begrifflicher Hinsicht an das
Initial Public Offering (IPO) angelehnt,
sondern gleicht auch
in seiner Zweckbestimmung
einem Börsengang. Während
herkömmliche IPOs in der Regel
von etablierten Unternehmen
durchgeführt werden, die
seit mehreren Jahren erfolgreich
am Markt tätig sind, zielen
ICOs auf Startups in ihren
frühesten Entwicklungsphasen
ab.1 Bei einem ICO stellen Investoren
einem Unternehmen,
dem ICO-Organisator, Kapital,
in der Regel in Form von
Kryptowährungen, zur Verfügung.
Im Gegenzug erhalten
die Anleger einen digital abgebildeten
Vermögenswert, den
Token, der je nach Art und Eigenschaften
unterschiedliche
Funktionen erfüllt.
1 ESSEBIER JANA/BOURGEOIS
JANIQUE: Die Regulierung von ICOs,
AJP 2018, 568 ff., S. 568; MAUCHLE
YVES: Die regulatorische Antwort auf
FinTech: Evolution oder Revolution?
Eine Verortung aktueller Entwicklungen,
SZW 2017, 810 ff., S. 825.