
Brennpunkt – #4.0
DFabienne Giger er digitale Wandel als Herausforderung
und Chance
für Unternehmen: Die
Gründer der eMDe Blechfabrik
beispielsweise sagten sich vor fünf
Jahren: «Ein Laserteil zu beschaffen,
soll so einfach sein, wie ein
Fotobuch zu erstellen.» Dieses Ziel
haben Dominik Weibel und Marco
Wüst nun mit einem Online-Shop
in die Realität umgesetzt.
«Ein gelungener Start auf der grünen
Wiese.» So beschreibt Dominik Weibel
die Gründung der eMDe Blechfabrik.
Wie KMU
den Wandel meistern
Er und sein Geschäftspartner Marco
Wüst konnten sämtliche Prozesse von
Grund auf neu planen und den Kundenprozess
möglichst automatisieren,
wie Weibel sagt: «Wir haben vor fünf
Jahren nicht über Industrie 4.0 nachgedacht,
sondern wir haben es einfach
gemacht.» Sie arbeiten seit Tag
eins mit digitalen Technologien. Der
Online-Shop ist eine davon. Blechteile
oder ganze Baugruppen können Kunden
online kalkulieren und schnell
bestellen mit einem einfachen, webbasierten
Tool, bei dem sie Material,
Anzahl, Dicke etc. der Teile angeben
können. Auf Knopfdruck berechnet
eine Software den Preis des Produkts
und erstellt eine Offerte. Stimmt der
Preis, kann der Kunde mit einem weiteren
Klick das Produkt bestellen und
mit dem «Track-Trace»-Tool den Status
der Sendung verfolgen. Die eingehenden
Aufträge werden mit einem
Ticket-System bearbeitet. Die Arbeit
habe sich für die Angestellten durch
den Shop aber nicht reduziert, sagt
Weibel. Das System sei komplex und
beanspruche viel Zeit, vor allem der
Kundenprozess mit Telefonaten und
Mails. «Die Kunden schätzen die Flexibilität
und Schnelligkeit jedoch
sehr.»
Keine Papiere in der Blechfabrik
Der digitale Wandel zeigt sich im Unternehmen
von Dominik Weibel und
Marco Wüst noch in weiteren Bereichen:
Ziel ist, dass Papier in der Blechfabrik
verschwinden. Jeder Arbeitsplatz
hat einen eigenen Bildschirm,
der die Aufträge des Mitarbeitenden
anzeigt. Zusätzlich erhalten alle Angestellten
ein eigenes iPad. Mit diesem
Tablet können die Mitarbeitenden
die Aufträge und Tätigkeiten auf
den Bildschirmen bestätigen. Ausserdem
können sie hier ihren Lohnausweis
und weitere Dokumente abspeichern
und jederzeit
aufrufen.
Über QR-Codes zur Anleitung
Überall in der Fabrik werden verschiedene
QR-Codes aufgehängt. Wer zum
Beispiel die Bedienungsanleitung einer
bestimmten Maschine lesen
möchte, kann mit seinem iPad den
Code scannen und schon erscheint
die Anleitung. «Das gibt die Möglichkeit,
die Firma relativ schlank zu halten,
um im Markt wettbewerbsfähig
zu sein», sagt Dominik Weibel. Jeder
neue Angestellte müsse bereit sein,
den Umgang mit dem iPad zu lernen.
Das funktioniere bereits gut, auch
wenn es noch Luft nach oben gebe,
meint Weibel. «Wir möchten in wenigen
Jahren die Tätigkeiten im inneren
Prozess noch mehr reduzieren –
nämlich
aufs Minimum.»
Dominik Weibel (links) und Marco Wüst, Gründer
der eMDe Blechfabrik. (Foto: zVg.)
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SUBSTANZ