
Brennpunkt – #4.0
«ALS DIGITAL MÜNDIGE BÜRGER
KÖNNEN WIR KÜNFTIGE ENTWICKLUNGEN
26
SUBSTANZ
AKTIV MITGESTALTEN.»
Zwei Themen, die uns in Zukunft
stärker beschäftigen werden, sind die
Datensicherheit und der Datenschutz.
Welche Daten wollen oder müssen wir
gar in den digitalen Medien
preisgeben?
Und was geschieht mit ihnen?
«Heute nutzen wir die digitalen Medien
meist, ohne sie zu hinterfragen,
da sie uns etliche Mühen im Alltag
abnehmen», sagt Selina Ingold. Dabei
werden aber vielfach Daten nach
nicht nachvollziehbaren Kriterien gespeichert
und vernetzt. Uns als Nutzerin,
als Nutzer bleibt das weitgehend
verborgen. «Ausgewertet von Algorithmen
können sie aber dereinst auf
uns zurückfallen, etwa dann, wenn
wir eine Versicherung abschliessen
oder einen Kredit aufnehmen wollen
», sagt Selina Ingold. Ein bewusster
Umgang mit den eigenen Daten
sei nicht nur Sache der Nutzer. Gefordert
seien auch die Tech-Unternehmen.
«Von ihnen braucht es eine verantwortungsbewusstere
Haltung und
eine nutzerfreundlichere Umgangsalle.
Nur dann können wir die Neuen
Medien für unsere Bedürfnisse sinnvoll
nutzen, wissen um ihre Risiken
und können Ungewolltes vermeiden.
Klassische Medienkritik reicht da
längst nicht mehr aus. Bereits heute
und – angesichts der rasanten technologischen
Entwicklungen – noch viel
stärker in der Zukunft brauchen wir
eine viel weiter gehende Medienkompetenz.
«Wir müssen nicht nur wissen,
wie die Neuen Medien funktionieren,
wir müssen auch die Technik dahinter
verstehen. Nur dann können wir wieder
frei entscheiden, wie wir sie nutzen
wollen», sagt Selina Ingold. Weil
aber die Technik sehr komplex ist, kapitulierten
viele Nutzer davor. Vieles,
was im Hintergrund laufe, verstünden
sie nicht und wollten es auch nicht verstehen.
Trotzdem: In Zukunft werden
wir mehr technisches Grundwissen
benötigen, nur schon deswegen, weil
unsere Welt immer technischer wird.
Kinder können ihren
Medienkonsum nicht reflektieren
Um digitale Medien sinnvoll zu nutzen,
müssen wir unseren Medienkonsum
reflektieren können. Kinder
beispielsweise nutzen die digitalen
Medien intuitiv und kennen keine
Hemmschwelle, Geräte auszuprobieren.
So eignen sie sich den Umgang
spielerisch an. Sie müssen erst noch
lernen, wie die Medien funktionieren
und ihre eigene Mediennutzung kritisch
zu betrachten. «Aufgrund ihres
Entwicklungsstandes können Kinder
nicht selber einschätzen, was zu viel
ist. Für sie ist die Versuchung grösser.
Sie sind noch nicht zur Selbstkontrolle
fähig», sagt Selina Ingold.
Was passiert mit unseren Daten
in einer globalen Welt?
Die Selbstkontrolle fällt auch so manchem
Erwachsenen schwer. Sie mögen
vielleicht kritischer mit den Neuen
Medien umgehen und Informationsquellen
infrage stellen. «Wie wir
die Neuen Medien heute nutzen, ist
aber oft nicht sinnvoll. Zum Beispiel,
wenn wir immer sofort auf jede E-Mail
oder Chatanfrage antworten, anstatt
etwas konzentriert fertigzumachen.
Auch die Erwartungshaltung, ständig
erreichbar sein zu müssen, ist ein
Stressfaktor.» Ein kompetenter Umgang
bedeute, stets zu fragen, wo die
Mediennutzung wirklich etwas bringt.